Ich will überhaupt nicht daran rütteln, dass Originalität und das Unerwartete einen großen Ausschlag für den Verkauf von Büchern geben. Den Ersterfolg, ausgehend von einem unbekannten Autor, kann wohl auch nur damit (und mit dem richtigen Marketing) erreicht werden und das ist James auch gelungen.
Aber bei dieser Forbes-Liste geht es nicht um Verkaufszahlen. Oder habe ich das falsch verstanden? Ich dachte, es ginge um das Einkommen zwischen Juni 2011 und Juni 2012. Und da spielt einfach noch viel mehr hinein, als Originalität und Überraschung, weshalb ich diese Liste nicht für sehr aussagekräftig hinsichtlich echter Erfolge ansehe (womit ich nicht sagen will, dass diese Autoren nicht erfolgreich sind, aber es fehlt der Vergleich zu den unteren Rängen verglichen mit den echten Verkaufszahlen).
a) da wären z.B. die Verträge:
Viele Alt-Autoren leben von ihrem einst großen Ruf. Das ist wie mit den alten Rockstars. Die Elvis-Platten bringen noch immer massenhaft Geld ein, obwohl nichts Neues rauskommt. Auch lebendige Altstars leben im Prinzip nur noch von ihren Fans. Es gibt Musiker, die höre ich NIE im Radio (außer mit alten Songs), dennoch sind sie aktuell in den Top 20 der Albencharts (Paul McCartney z.B. im Jahre 2012). Das soll mir mal ein Jungstar vormachen! Aber ihre Verkäufe sind solide und das rechtfertigt auch supergute Verträge und schwuppdiwupp: Sie stehen im Einkommen über anderen Musikern, die viel mehr Platten verkauft haben und vielleicht den Hit des Jahres hatten.
So ist das auch mit Büchern. Hart gesprochen: Ich erlebe das sehr oft, dass einer den anderen fragt, was er gerade liest. Die Antwort lautet dann nicht selten: "Ich lese Dan Brown" anstatt "Ich lese Das Sakrileg". Der Name steht für den Rest, und so ist es auch mit Stephen King oder Terry Pratchett oder John Grisham und einigen anderen. Und als Kunde kauft man, weil man weiß, was man für sein Geld bekommt und das ist meist auch solide Arbeit! Daran zweifle ich nicht. Ich selbst kaufe Terry Pratchett und liebe ihn wie vor 10 Jahren schon und ich will gar nicht wissen, wie viele Leser Pratchett vielleicht erst mit seinem aktuellen Roman entdecken und die Buchreihen aus der Vergangenheit kaufen (was aber auch in das Jahreseinkommen einfließt).
b) Zahl der Bücher pro Jahr
Forbes spricht es selbst an: Einige der Autoren haben einen Output von 3-5 Büchern im Jahr. Patterson und Nora Roberts werden hier erwähnt, ABER eigentlich gehört auch James dazu. Denn genau im besagten Zeitraum hat sie alle drei Bände auf den Verkauf geworfen (was klar ist, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen sie zunächst geschrieben und veröffentlich hat).
Unbestreitbar hat sie sich getraut, war originell und nicht Mainstream. Auch wenn ich an der Materie kein Interesse habe, gestehe ich ihr das zu. Aber ich bezweifle, dass sie das Ranking von Forbes angeführt hätte, wenn sie die Bücher über drei Jahre verteilt veröffentlich hätte. Vermutlich wäre sie dann nicht einmal in den Top 10.
Und last but not least c) Fakt ist auch, dass der Autor, der mit dem Anfang einer Reihe Erfolg hatte, bei den nachfolgenden Büchern meist auch nicht weniger schlecht dasteht. Ist ja auch logisch: Wenn ich wissen will, wie es weitergeht, dann kaufe ich auch Band 2 und 3. Dass die Kasse da klimpert, liegt auf der Hand. Das ist selbst dann der Fall, wenn eigentlich gar kein Band 2 vorgesehen war, aber aus dem Erfolg des ersten Bandes heraus trotzdem übers Knie gebrochen wird (Twilight). Ganz tolles Beispiel ist auch Douglas Adams, der mit "Einmal Rupert und zurück" den 5. Teil einer vierbändigen Trilogie verfasst hat.
Auf die Spitze getrieben wird das, indem es hier sogar noch einen posthum-Roman gibt, der von einem komplett anderen Autor verfasst wurde.
Aber im Grunde fallen sowohl Patterson, Collins als auch James in diese Gruppe (bei den anderen habe ich nicht nachgeschaut, ob sie Reihen schreiben)
Und dann ist da noch die Frage, wie heftig der Rechteverkauf für Filme die Finanzen erhöht hat. Bei James wirds ja erwähnt, aber wieviel war es bei Suzanne Collins wirklich? Nicht zu vergessen: Stephen Kings Romane wurden so häufig verfilmt, dass er auch heute noch einen ständigen Geldfluss hat, selbst wenn er keine Zeile veröffentlicht. Der hat sich damals bestimmt nicht mit Einmalzahlungen abspeisen lassen.
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Und wenn ich das alles mal berücksichtige, dann würde ich nur ZU gern die echten Verkaufszahlen sowohl absolut als auch von einzelnen Werken gegenüberstellen und mal schauen, ob die Ergebisse auch nur annähernd so ähnlich sind wie die Einkommen. Ich glaube es nämlich nicht. Klar wird James noch immer weit oben stehen, aber ob sie wirklich so sehr führt? Und wo stehen Dan Brown und Stephen King wirklich? Ich denke, die werden weit abgeschlagen sein (pure Spekulation von mir).
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