Liebe Elysha,
der Hang zum Chaoitschen kann tatsächlich etwas erschwerend sein. Ich bin einer von denen, die nicht plotten. Ich habe in Patchwork wirklich jede Methode ausprobiert, aber mir fehlt die Geduld dazu.
Es ist vielleicht nur logisch, dass ich oft genug auch deswegen an Stellen komme, wo ich einfach die Kurve nicht kriege. Das sind meist nur Kleinigkeiten, aber irgendwas fehlt dann und dann liegt das Projekt auch mal ein paar Wochen.
Zum Glück habe ich eine tolle Testleserin, die auch mal 'live' mitliest, das heißt, schon während des Schreibprozesses die Sachen geschickt bekommt. So merke ich schnell, wenn sich etwas in die falsche Richtung entwickelt und manchmal kommt von ihr auch hilfreicher Input, wenn ich in der Sackgasse stecke. Als Autor sieht man hin und wieder vor lauter Wald die Bäume nicht. Vielleicht könnte dir das auch helfen? Such dir jemanden - oder nutze hier die Schreibwerkstatt - um auch mal andere Augen auf den Handlungsablauf werfen zu lassen.
nämlich mir den Hintergrund so zu überlegen, dass ich das, was geschieht, auch aus dem heraus erklären kann. Klingt ja irgendwie gut, aber dazu muss ich einiges kippen, was einfach zur Geschichte gehört.
Verstehe ich nicht ganz. Meinst du, dass du zu viel erklärst und die Geschichte sich nicht selbst erzählt? Daran kann man arbeiten und ich wüsste jetzt nicht, welche Elemente deiner Geschichte dem entgegen stehen sollten.
und ich schreibe im Prinzip das, was ich gerne lesen würde
Das spricht doch sehr für dich und deine Geschichte. Dein Genre ist halt speziell, man muss es mögen, das darfst du nicht vergessen. Nicht jeder kann so objektiv darüber urteilen, dass er eigene Vorlieben hinten anstellen kann.
Es drängt dich ja niemand, die Geschichte so schnell wie möglich fertig zu bekommen. Schreib zwischendurch was anderes, einzelne Szenen, irgendwas, das hilft. Irgendwann, wenn du gar nicht damit rechnest, kommt der Gedanke, der den Knoten löst. Elendigerweise passiert mir das bevorzugt beim Putzen. Da hat man ja ausreichend Zeit, die Gedanken hin- und herzuwälzen.
Ansonsten muss ich mich Martin anschließen. Bis beim Schreiben etwas Zählbares herauskommt, ist es ein langer Weg und selbst dann solltest du den Stundenlohn besser gar nicht erst ausrechnen, sonst bekommst du beim Wort 'Mindestlohn' einen Lachkrampf. Meine ersten beiden Romane sind in einem Kleinstverlag erschienen und waren 'Bestseller', haben sich im unteren vierstelligen Bereich verkauft. War auch ein schönes Zubrot bei der Abrechnung, aber wenn ich mir den Monatsverdienst auf die Arbeitszeit gerechnet ausrechne ... hätte ich besser die Sonntagszeitung ausgetragen.
Aber was sollst? Es hat Spaß gemacht, zu schreiben, es hat Spaß gemacht, die positiven Meinungen zu hören und mein Highlight war ja, dass im Klinikum in der Notaufnahme jemand meinen Roman im Wartebereich gelesen hat. Ich bin den ganzen Tag wie auf Wolken gelaufen.
Liebe Grüße
Kerstin