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Von ersten Sätzen und Abschlüssen bis zum Spannungsaufbau und zur Glaubhaftigkeit

THEMA: Ist das verständlich?

Ist das verständlich? 09 Mär 2014 17:09 #131

  • Sheila
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Hallo,

ich hänge gerade an einer Szene, wo ein etwa 9jähriger schmächtiger Junge sich auf seinen 17jährigen, größeren und stärkeren Bruder stürzt.

Sind die Sätze verständlich oder doch zu verschachtelt?

Im Voraus Dank für eure Hilfe.

LG

Sheila

Seine Ängste, die Erinnerung an die vorwurfsvoll starrenden leblosen Augen von König Tattorim und nun das selbstgefällige Grinsen von Tolf waren zuviel. Mit einem Schrei, der durch die trockene Kehle nur als raues Krächzen den Mund verließ, stürzte er sich wie eine vom Hofhund in die Enge getriebene Ratte auf seinen Bruder. Er biss, kratzte und trat auf Tolf ein, der geschockt von der Wildheit des Angriffes, zu keiner nennenswerter Gegenwehr fähig war.
Liebe Grüße

Sheila
Letzte Änderung: 09 Mär 2014 17:12 von Sheila.
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Ist das verständlich? 09 Mär 2014 18:22 #132

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Hallo Sheila:

Zu dem ersten Satz, der wohl den Grund für die Attacke des kleinen Jungen darstellen soll, kann ich natürlich nicht viel sagen. Es fehlt mir ja die Beziehung des Jungen zu dem König, aber darum geht es ja hier auch wohl nicht.

Also ich finde, man versteht es, das ist ja ein Teil deiner Frage gewesen.

Der andere Teil deiner Frage: Ich würde die Sätze jetzt nicht unbedingt als zu verschachtelt betrachten, obwohl sie das sind, aber eben nicht zu sehr, als das man sich darüber mokieren könnte. Sofort nach dem ersten Lesen hatte ich unangenehmes Gefühl. Ich habe ehrlich eine Weile gebraucht, bis mir auffiel, was mir nicht so ganz gefiel. Du versuchst es mit show, don’t tell, soweit ist also auch alles okay. Doch dann hatte ich es. Es waren die Vergleiche, die mir befremdlich waren. Beim ersten Teil des ersten Angriff-Satzes, wo du mit der durch die trockene Kehle eine Erklärung gibst, mag alleine ja noch in Ordnung sein. Doch beim zweiten Teil: wie eine vom Hofhund in die Enge getriebene Ratte folgt ein Vergleich.

Und beim letzten Satz bringst du wieder eine Erklärung für das Verhalten des älteren Bruders.
Ich würde in einer solchen Aktion-Szene nicht so sehr mit Erklärungen und Vergleichen arbeiten. Stelle dich als Beobachter über die Szene auf und beschreibe sie, also nur das, was du siehst und das, was sich im Kopf deiner (einen) Figur (POV) abspielt, dann kommst du da auch besser ohne Erklärungen und Vergleiche aus.

Aber das andere, was mir sofort befremdlich war: Im ersten Satz bist du im Kopf des kleinen Jungen (seine Ängste, seine Erinnerung). Dann im letzten Satz der Perspektivwechsel. Hier bist du plötzlich im Kopf des älteren Jungen (der geschockt von der Wildheit des Angriffes).

Alles in allem kann ich dir gar nicht sagen, ob das mit den Erklärungen und dem Vergleich wirklich störend war. Vielleicht einfach nur die Summe. Den Perspektivwechsel würde dir aber wohl jeder Lektor zur Nachbearbeitung empfehlen.
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Ist das verständlich? 09 Mär 2014 18:47 #133

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Hallo Tatwort,

danke für das Lesen und Kommentieren.

Stimmt, der PW muss raus. Danke für den Hinweis. Die *trockene Kehle* hängt mit den Geschehnissen davor im Zusammenhang. Da hat der Junge im Hochsommer fast den ganzen Tag in einer Scheune verbracht, ohne zu trinken.

Der Vergleich mit Ratte und Hofhund sollte Größe und Stärkeverhältnis und die Wildheit/Verzweiflung des Angriffes zeigen. Bei so einem Kampf lehrt eine Ratte oft selbst großen Hunden das Fürchten.

Scheint wohl nicht herüber zu kommen ...

LG
Sheila
Liebe Grüße

Sheila
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Ist das verständlich? 10 Mär 2014 13:23 #137

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Hallo Sheila!

Ich bin nun kein wirklicher Fachmann und kann deshalb auch nicht mit fachlicher Kritik dienen. Aber kann dir als Leser vielleicht weiter helfen.

Du wolltest wissen, ob die Szene verständlich ist. Ja, das ist sie, trotz der Verschachtelungen. Allerdings viel mir etwas Anderes auf. Ich versuche es einmal zu erklären. (Da ich den Namen des Protagonisten nicht kenne, will ich der Einfachheit den Jungen Jon nennen.)

Als erstes störte mich das Wort „Ängste“. Ich weiß nicht in wie weit Jons Ängste im vorhergehenden Text erklärt wurden und wie präsent sie in der Geschichte sind. So ist mir das Wort „Ängste“ zu allgemein, zu flach. Ganz besonders, weil es gleich ganz vorne steht und die Szene einleitet.

Außerdem hätte ich mir gewünscht, den plötzlichen Stimmungswechsel von Angst und Hilflosigkeit zu aggressiver Gegenwehr mitzuerleben und nicht nur als Tatsache genannt zu bekommen.

Der Satz könnte vielleicht andersherum besser wirken.
Z. Bsp.:

Jons Angst und Verzweiflung kochte über und wandelte sich schlagartig in unbändige Wut. Es war zu viel! Seine Ängste, die Erinnerung an die vorwurfsvoll starrenden, leblosen Augen von König Tattorim und nun das selbstgefällige Grinsen von Tolf. Mit einem Schrei …

Nun zum nächsten Satz. Hier nimmst du mit dem Wort „verließ“ der Aussage die Schärfe. Aus trockener Kehle zu schreien fühlt sich wie eine Explosion an und tut weh. Verließ ist dafür viel zu weich. Um auch gleich die Verschachtelung zu vermeiden ohne die Geschwindigkeit aus dem Text zu nehmen und gleichzeitig die Schärfe zu verstärken würde ich in etwa so vorschlagen:

Mit einem Schrei stürzte Jon sich auf seinen Bruder. Doch seine trockene Kehle bremste den Laut zu einem rauen Krächzen. Seine Kehle brannte und fachte seine Wut nur noch mehr an. Wie eine Ratte die vom massigen Körper und fletschenden Zähnen des Hofhundes in die Enge getrieben wurde brachen all seine Wut und Angst in einem Sturm prasselnder Schläge auf Tolf. Jon biss, kratzte und trat auf seinen großen Bruder ein. Seine Fäuste schmerzten von …, seine …, doch seine Wut war nicht mehr zu bändigen.
Unfähig zu irgendeiner nennenswerten Gewehr stand Tolf nur da. Geschockt und wie gelähmt von der Wildheit des Angriffs seines ansonsten …(eher ängstlichen) kleinen Bruders ließ er die Schläge über sich ergehen.


Was den Schluss angeht, weiß ich nicht ob du für den folgenden Text lieber bei Jon und seiner Wut oder bei Tolf und seiner Reaktion bleiben wirst. Je nach dem würde ich die Szene natürlich weiterführen. Jetzt bist du bei Tolf und könntest seine weiteren Reaktionen beschreiben. Du könntest aber auch wieder zurück zu Jon gehen und seinen Ausbruch noch weiter ausbauen.

Sheila, ich hoffe ich konnte dir irgendwie weiterhelfen. Leider fehlen mir immer die richtigen Worte, um zu beschreiben was ich meine. Deshalb tue ich das oft mit Beispielen. Bitte verstehe sie nicht als bessere Variante. Sie sind nur ein Mittel, um meine fehlenden Fachbegriffskenntnisse zu ersetzen und meine ganz private Sicht zu vermitteln.

LG Sam
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Ist das verständlich? 10 Mär 2014 13:41 #138

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Hallo Sheila,

hatte ein Internetproblem, genau genommen nicht ich, sondern unser Netzkabelverleger und -warter; deshalb erst jetzt die verzögerte Antwort.
Sheila schrieb:
Seine Ängste, die Erinnerung an die vorwurfsvoll starrenden leblosen Augen von König Tattorim und nun das selbstgefällige Grinsen von Tolf waren zuviel. Mit einem Schrei, der durch die trockene Kehle nur als raues Krächzen den Mund verließ, stürzte er sich wie eine vom Hofhund in die Enge getriebene Ratte auf seinen Bruder. Er biss, kratzte und trat auf Tolf ein, der geschockt von der Wildheit des Angriffes, zu keiner nennenswerter Gegenwehr fähig war.

Grundsätzlich finde ich die Zeilen durchaus verständlich. Lediglich der letzte Satz wäre m.E. entwirrenswert, vielleicht in der Weise:

»Er biss, kratzte und trat auf Tolf ein, der zu keiner nennenswerter Gegenwehr fähig war, aus lauter Überraschung über die Wildheit des Angriffes.«

Denn der ursprüngliche Satz müsste auch noch ein weiteres Komma haben, wegen des Einschubs, was einen beim Lesen etwas stocken lässt: »... kratzte und trat auf Tolf ein, der, geschockt von ...«

Liebe Grüße
Martin
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Ist das verständlich? 29 Jan 2015 22:55 #1804

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Nennenswerten. Genitiv.
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Ist das verständlich? 29 Jan 2015 23:12 #1807

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Rael schrieb:
Nennenswerten. Genitiv.

Vertipper. Aber: korrekt (um es mit Graeme Simsion zu sagen)
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