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Handwerkliche Praxis: von Perspektiven bis zu Rückblicken. Hier bitte KEINE Rechtschreibthemen, diese unter Nachschlag(en)

THEMA: Perspektive - das unendliche Thema

Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 12:57 #2317

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CoraSuess schrieb:
Danke MF,

meine Sehstärke ist enorm gestiegen, seit ich hier bin. B) *gröl*

:blink:

Wie Recht du hast. Ich bin so viel kritischer beim Lesen und auch beim Hörbuch. Nora Roberts ist Klasse, wenn Frau einfach mal was lesen möchte, ohne groß darüber nachzudenken. vielleicht ist mir deshalb nie aufgefallen, dass sie auch Perspektivwechseln hat :ohmy:

Liebe Grüße
Gabi
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 14:35 #2319

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ICH HABE EINE NEUE THEORIE!


Vielleicht machen wir Anfänger uns nur selbst das Leben schwer, in dem wir so viele Regeln beherzigen wollen und müssen?

Der Schreibstil von Nora Roberts gibt ihrem Erfolg Recht. Es war eines der angenehmsten Bücher, die ich letztes Jahr gelesen habe. Womöglich schreibt sie so gut, weil sie sich keine Gedanken darüber macht? :P
liebe Grüße

Cora
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 14:44 #2320

Wechselt sie denn ständig die Perspektive in einer Szene? Wohl kaum. Denn das wäre die auktorale Perspektive, die ja heutzutage sehr verpönt ist. Aber ein kurzer Schlenker, wie oben zitiert, merkt kaum jemand.

Es gibt Autoren, bei denen einfach jedes Wort, jedes Bild sitzt, deren Szenen den optimalen Spannungsbogen aufweisen, deren Dialoge spannend und knackig sind ... usw. Das macht es meiner bescheidenen Meinung nach aus, dass ihre Bücher angenehm zu lesen sind.

Diesem Schreibstil eifere ich nach. :)
Sei mutig! Wenn du gewinnst, bist du glücklich. Wenn du verlierst, bist du weiser.
autor-martin-fischer.ch
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 16:36 #2321

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Cora,
ich begrüße deine Theorie und bin damit völlig einverstanden. Aber irgendwas sagt mir, die Leser sehen das anders :cheer:

Wenn allerdings, wie MF schon sagt, der Spannungsbogen und alles andere perfekt ist, wird auch mal etwas verziehen. Die Verkaufszahlen beweisen das ja. Ich kann nicht erklären warum, aber ich glaube einem unbekannten Autoren mit Erstling wird nichts verziehen :lol:

Und nein, ich werde nicht ausprobieren ob meine dahingehende Theorie falsch ist. :lol:
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 16:45 #2322

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wohl wahr,

also nehmen wir uns diese Erfolgsautoren vor und lernen von ihnen. ;)

Wie sagte einmal Günter Grass, es gibt sehr viele gute Bücher, die aber für den Leser, der sich einfach nur gut unterhalten will, viel zu schwer zu lesen sind. Und ich glaube, dass dies die Mehrzahl der Leser sind.
liebe Grüße

Cora
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Perspektive - das unendliche Thema 01 Mai 2015 17:44 #2324

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CoraSuess schrieb:
Wenn diese Szene in der personellen Perspektive von Phoebe spielt, wie kann sie dann das hinter ihrem Rücken sehen?
Ich persönlich fand es eine hübsche Idee und es hat mich beim ersten Lesen nicht irritiert. Erst jetzt, nachdem ihr mich "belehrt" habt. :whistle:

Ist das wieder etwas, das ein Bestsellerautor darf, und wir Anfänger nicht? :blush:
Du würdest nicht glauben, Cora, wieviele Fehler du bei sehr bekannten Büchern findest. Ich stauna da oft, wo die Lektoren ihre Augen hatten.
Aber.

Letztendlich ist es immer die Geschichte selbst und bei ihr die Fähigkeit, das Herz des Lesers zu treffen. NUR das zählt und sonst nichts. Also fragt man sich, wozu der ganze Krempel, wenn es also auf diesen handwerklichen Schnickschnack gar nicht ankommt?

Die Katze beißt sich da in den Schwanz, wo nämlich die Virtuosität der Geschichte erst durch die SUMME der Schreibkunst-Fähigkeiten möglich wird. Und zu dieser Summe kommt man nur durch üben. Und üben kann man nur, wenn man es kennt und weiß, was man üben soll. So ist das Schreibhandwerk in eine ganze Menge an kleinen Fertigkeitsbausteinchen aufgeteilt, deren gesamte Berücksichtigung eine gute Geschichte erst ermöglichen.

Oder umgekehrt: Man kann eine gute Geschichte hernehmen und dann schauen, warum sie funktioniert. Dabei wird man dann auf bestimmte Regeln stoßen und die sind eben die, über die wir immer wieder sprechen.

Zur Nora Roberts und den andern. Bei ihr verkauft sich der Name. Da tut sich niemand mehr viel an, weder sie selbst, noch ein Lektor. Ihr werden handwerkliche Fehler verziehen. Aber trotzdem sollte man nicht vergessen, dass einen diese Fehlerchen aus der Geschichte reißen! Speziell eine unsaubere Personale gibt mir jedes Mal einen Stich und hebt mich aus der Identifikation mit der Figur heraus.

Fazit: Fehler bleiben es auch bei berühmten Schriftstellern. Und: wären die Fehler nicht drin, dann wäre es nochmals ein Stück besser.

Viele Grüße
Martin
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Perspektive - das unendliche Thema 12 Mai 2015 19:16 #2444

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HILFE, ich bin total verwirrt.
Ich bekam von meinem Verlag die Bitte vorab noch einmal durch das Manuskript zu gehen. U.A. seien da Perspektivfehler. Nun war in den vorab 30 lektorierten Seiten nur ein solcher Fehler.

"Jonas zog erschrocken die Finger von der Tastatur" Anmerkung: Der Protagonist wertet seine Handlungen nicht. Er kann nur über die Handlungen anderer Personen sagen, wie sie sind.

Ich bin verwirrt, denn nun bin ich an einer Stelle, an der meine Protagonistin einen Anfruf über den Tod ihres Freundes erhält.

"... und sah sich nervös um." Kann sie das denn dann? Oder ist das auch ein Perspektivfehler?
Ich habe mich nun so mit diesem Problem beschäftigt, dass ich das Gefühl habe Geister zu sehen.

Ich wäre dankbar für Hilfe. Vielleicht kapiere ich es dann so, dass ich nicht mehr zweifle.

Danke.

LG Hydra
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Perspektive - das unendliche Thema 12 Mai 2015 19:39 #2445

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Hi Hydra,

ich meine, dass das so nicht richtig ist. Dass sie sich nervös umsah, würde eher jemand bemerken, der sie gerade beobachtet und dem sie eben nervös vorkommt, sie selbst würde das eher nicht sehen.
Kannst du ihre Nervosität nicht anders ausdrücken als über den Blick? Also so etwas wie feuchte Handflächen, ein Zittern, innere Unruhe, Herzklopfen oder etwas in der Art. Dies könnte deine Prota aktiv selbst bemerken.

Die "erschrockenen Finger" hingegen wären mir jetzt durchgeflutscht :-)

Schönen Abend
Andrea
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Perspektive - das unendliche Thema 13 Mai 2015 07:41 #2453

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Liebe Hydra,

da gehe ich mit Andrea konform. Du schreibst ja sicherlich personal? Ich würde es auch so ähnlich wie Andrea umschreiben. Das Herz klopfte... sie/er sah sich um. Ich merke mir das so: lächeln, z.B. sehe ich nicht selbst, also kann ich mich nicht lächelnd umdrehen. Das müsste dann nach meinem Empfinden heißen: Sie drehte sich um und lächelte.
Aber das mit den Tasten kann ich nicht ganz nachvollziehen??

Erschreckend, dass der Verlag wegen dieser m.E. Rosine das Manuskript zurückgibt. Im Zuge des Lektorats wäre doch eine Anmerkung angebracht gewesen?
Mir ging es jetzt gerade ebenfalls so, zum Schluss wusste ich nicht mehr, wo ein Komma, Fragezeichen etc.pp hinkommt oder nicht.

Anzumerken wäre dann: wenn Verlagslektoren aufgrund dieser Stelle bitten, das Manuskript gänzlich zu überprüfen....Schlußfolgernd, sie wünschen Manuskripte, die bereits vorab lektoriert sind. Ja, dann kann ich sie auch gleich selbstveröffentlichen. Lektorat ist ja gerade der Punkt, weshalb sich viele für Verlage und auch Agenten entscheiden.

Gruß Linda
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Mai 2015 14:05 #2541

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Hallo ihr Lieben,

ich habe mich durch die ersten 600 Seiten des Manuskriptes gewühlt und tatsächlich einige eindeutige Perspektivfehler gefunden. Aber ich musste erst ein Gefühl dafür bekommen.

Jetzt noch eine Passage in Teil 1 ein wenig kürzen und dann kann ich es einen Monat früher, als Abgabetermin ist, abschicken. Naja, dann folgt Teil 2. Da hänge ich gerade fest, da ich weiss, dass ich die ersten 3 Kapitel verschmelzen sollte zu einem kurzen. Ich habe genug Abstand zum Text, das nun anzugehen, aber die Konzentration fehlt mir gerade.

Interessant ist, dass ich die Perspektivfehler in meinen neueren Werken automatisch gemieden habe. :silly:

Und dann - habe ich hoffentlich wieder mehr Zeit. :pinch:

LG Hydra
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Mai 2015 16:19 #2545

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Hallo Hydra,


wann hast du denn Deine ersten 600 Seiten geschrieben? Es ist liegt sicherlich einige Zeit zwischen deinem ersten und zweiten Teil. Man sagt ja, wir lernen durch das Schreiben ständig weiter. So empfinde ich es auch. Meine Probeleser hatten meinen Anfang, der mittlerweile über zwei Jahre alt ist, als "holprig" bezeichnet. Jetzt weiß ich auch was der Grund war. Wenn ich weiterlese, wird es nämlich besser. :whistle:

Ich lese trotz meines Schreibens sehr viel nebenbei, denn es entspannt mich.
Ich habe jetzt einige dieser Bücher überprüft, mit dem Resultat, dass ich jetzt mit Entsetzen feststellte, es handelte sich um personal aber auch auktoriale P. und viele Bücher wo es sich vermischt und wechselt. Ich habe bisher kein Fehlerfreies entdeckt. Ist das nicht erschreckend? Die berühmte Mary Higgings Clark "Mein Auge ruht auf dir" ist innerhalb von zwei Seiten in drei Köpfen. Ich habe aufgehört es zu lesen, einfach fürchterlich.
Und was mache ich?
Je nachdem was ich las, schrieb ich anscheinend auch so! Ich lernte ja von meinen Vorbildern. Ich dachte es ist richtig, was die Großen machten.

Momentan habe ich Joy Fielding auf meinem Nachttisch liegen. Das Gleiche. Sie hüpft von einem Kopf in den anderen. Nur macht sie es besser und es stört nicht ganz so.

Nachdem wir alle wissen, dass wir "Anfänger" besser werden, als die "Großen" sind, werde ich noch intensiver überlegen, wessen Bücher ich lese. Auf mein Eigenes freue ich mich zunehmend. :lol:

Allen einen schönen Feiertag.

Liebe Grüße
Cora
liebe Grüße

Cora
Letzte Änderung: 25 Mai 2015 16:23 von CoraSuess.
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Mai 2015 16:27 #2546

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Hallo ihr Lieben,
dieses "intensiver lesen" ist einer der wenigen Nachteile des schreiben Lernens :lol:
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Mai 2015 16:45 #2549

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Hi Cora,

tut mir leid, dass ich dzt. nicht an den größeren Textarbeiten teilnehmen kann, zu viel ist aufzuarbeiten. Aber mal ein entspannendes Kleinplauderchen freut mich!

Perspektive wurde im Lauf der Jahre zu einem meiner Lieblingsthemen. Ziemlich lang hatte ich natürlich auch so einen Auktorial-irgendwas-Mix geschrieben, wie du ihn beobachtest. Die meisten tendieren dazu und deine Beobachtungen kann ich nur bestätigen. Dass Perspektivfehler durch die Übersetzung entstehen können, ist eher unwahrscheinlich, also werden die wohl alle echt sein. Spannend.

Es gibt halt eine Menge Wege, die nach dem Rom - nö, das war ja Mekka ... egal - des Erfolgs führen. Wenn man mal dort ist, kann man so ziemlich tun, was man möchte. Ich glaube kaum, dass eine Lektorin bei Mary Higgings Clark Anmerkungen macht, dass die Perspektive nicht stimmt.

Auch Schreibprofis sind Menschen und Menschen neigen zum Schludern, sobald die Waffe im Genick nicht mehr spürbar ist. Vielleicht verlieren manche auch im Lauf der Zeit ihre Lust. Was weiß ich, was dazuführt, nicht mehr konsequent zu sein. Vielleicht waren die es sogar nie, nur hatten sie eben das Glück eines guten Einstiegs?

Ich finde es total wertvoll - nein, ich finde, es macht tierisch Spaß - sich mit all diesen handwerklichen Gesetzen auszukennen, letztlich ist es ja alles miteinander nichts anderes als schriftliche Kommunikationstechnik: wie bringe ich die - hoffentlich spannenden - Bilder möglichst gut rüber. Die perspektive ist dabei eine Hilfe, den Lesser nicht zu überfordern. Ein anderes Thema wären Rückblenden. Oder Szenenwechsel.

Hatte mir schon einmal überlegt, irgendein Buch gemeinsam zu lesen und dann drüber zu plaudern. Wäre auch recht interessant, denke ich.

Herzliche Grüße und noch einen schönen P-Montag :-)
Martin
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Mai 2015 16:47 #2550

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Gabie schrieb:
Hallo ihr Lieben,
dieses "intensiver lesen" ist einer der wenigen Nachteile des schreiben Lernens :lol:

Findest du? Im Gegenteil genieße ich gute Texte jetzt tiefer als vorher. Höre gerade eben wieder einen Suter (Montecristo) - einfach genial *schmelz*

Liebe Grüße
Martin
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Perspektive - das unendliche Thema 25 Mai 2015 16:53 #2552

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Ich genieße gute Texte jetzt auch wesentlich mehr. Aber ich war mal leichter zufrieden zu stellen :lol:
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