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THEMA: Zufälle

Zufälle 25 Okt 2015 17:48 #3468

  • Sheila
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Ich gebe zu, ich bin Jurassic-Fan :oops: Immerhin habe ich seit Freitag mind. 5 x den neuen Teil *Jurassic-World* gesehen.

Auch wenn für mich die Mensch/Tier - sprich: Owen Grady/Raptor-Beziehung (und natürlich hatten die beiden Hauptdarsteller eine gescheiterte Beziehung miteinander) etwas ins Kitschige überstrapaziert wird, ist der Streifen wieder ein gutes Beispiel für *geplante* Zufälle.
Von den verbalen Hinweisen abgesehen, will ich nur auf die Optischen eingehen.

Ganz am Anfang wird gezeigt, wie nahe beieinander das Gehege vom T-Rex und das Becken vom Mosasaurier liegen, was für das Finale von Bedeutung ist. Ebenso beiläufig wird gezeigt, wie Grady an seinem Motorrad bastelt, auf dem er dann später als Alpha an der Spitze der Raptoren Jagd auf den Hybrid-Saurier macht.

Unglaubwürdig ist für mich, dass ein 16m-Hybrid-Raubsaurier sein ganzes Leben lang in einem Gehege hausen kann und dort noch Bäume stehen/nicht alles plattgewalzt ist. Aber als Fan schreckt mich das nicht ab ...
Liebe Grüße

Sheila
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Zufälle 25 Okt 2015 20:16 #3471

  • Kerstin B.
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Samanter schrieb:
...Manchmal nervt es mich, da ich nicht mehr so leicht zu begeistern bin...

...Heute fällt es mir ungleich schwerer, mich in einem mittelmäßigen Roman zu verlieren, als früher....

LG Sam

Genau davor hab ich Angst! Ich lese unheimlich gern und seh über viele Fehler hinweg, wenn mich die Geschichte mitreißt.
Was nicht bedeutet, dass mir Rechtschreibfehler, Logikfehler usw nicht auffallen. Wenn es gravierende Fehler sind, schreibe ich (falls möglich) den Autor/die Autorin an. Das eine Mal war die Autorin ganz erstaunt, dass sonst niemand darüber gefallen ist. :whistle:
Liebe Grüße,
Kerstin
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Zufälle 30 Okt 2015 11:06 #3492

  • Samanter
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Kerstin, ich habe auch schon manchmal darüber nachgedacht. Aber meistens tue ich es dann doch nicht. Ich bilde mir immer ein, diese Autoren und ihren Lektoren wissen so viel mehr als ich, wahrscheinlich sehe ich das nur falsch. Außerdem bin ich nicht der Typ der Bewertungen schreibt, auch wenn ich gerne Bewertungen lese, um mich über Bücher oder andere Produkte zu informieren bevor ich sie kaufe. Ziemlich unfair was? Vielleicht sollte ich da mal was ändern.

Bei Krimis, Thriller o. ä. Romanen machen mir Fehler nicht so sehr viel aus. Da kann ich schon einmal darüber hinwegsehen. Aber im Erotik-Genre sind m. M. n. Fehler irgendwie unangenehmer. Sie sind ... na ja, zu intim, und wenn ich mich schon auf so eine "intime" Weise auf einen Roman einlasse, fühlen sich Fehler eben auch sehr "persönlich" an. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Es ist, als würde meine Intimsphäre verletzt werden. Das ist natürlich Quatsch, aber es fühlt sich für mich eben so an. Verrückt, oder?

LG Sam
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Zufälle 30 Okt 2015 12:02 #3496

  • Martin
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Hallo Sheila,

ja, je besser man das ganze Handwerkliche kennt, desto mehr verliert man auch die Unschuld. Mir geht das auch sehr so. Derzeit höre ich gerade eine Geschichte, die durchaus nett ist. Aber ich brauche jedesmal ein paar Sätze, bis ich mich von Adjektiven erhole. Adjektive sind wirklich eine Seuche ...

Liebe Grüße
Martin
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Zufälle 30 Okt 2015 13:35 #3505

  • Linda
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Ach, die Adjektive. Wie ich sie liebe. Denn weshalb gibt es sie in unserer Sprache?
Wer hat eigentlich irgendwann einmal bestimmt, dass diese Dinger nicht in einen Text gehören? Alles ist auch nur Zeitgeist und vielleicht wird in wenigen Jahren wieder der "schwülstige Text" modern sein und alle kramen dann in der Adjektivschublade, denn sie haben diese kleinen Wörtchen längst vergessen.
Es ist wie in den modernen Häusern mit den kahlen weißen Wänden, der sterilen glänzenden Oberfläche und den "Stahlrohrmöbeln." Und wenn irgendein Herr "Möchtegern" sein Haus mit Antiquitäten, Plüsch und Plum vollstopft, kehren alle wieder zu den überladenen Wohnung zurück. Und so wird es vielleicht mir den kleinen Adjektiven werden. Sofern unsere Sprache nicht in Kürze reduziert wird auf: he kumpel, wat du da? vollfett, die Alte-

In diesem Sinne, LG!
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Zufälle 30 Okt 2015 14:57 #3507

  • Martin
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Liebe Linda,

das hat aber wirklich nix mit schwulstigem Text zu tun oder? Freilich haben Adjektive auch hie und da Berechtigung. Aber mir ringelt es einfach die Zehennägel auf vor lauter freundlichem Dreinblicken, warmem Lächeln, schelmischem Zwinkern, entsetztem Augenaufreißen, verärgertem Kopfschütteln ... ich muss mich schnell einbremsen. Ja, es ist billiger, wenn man schnell ein paar Adjektive drüberstreut, wie Salz über ein Gericht, bei dem man nicht wusste, wie man es würzen soll. Dann schmeckt es wenigstens kräftig. Nur wird da leider so gut wie nie der gewünschte Effekt erzielt - ein Gericht kann man nun mal mit Salzen nicht mehr retten - sondern der Text ist schlichtweg versalzen.

Ganz abgesehen davon, dass ich mir als Leser nicht für voll genommen vorkomme, dass ich mir das Schelmische beim Zwinkern nicht vielleicht selbst dazudenken könnte. Adjektive kommen mir vor wie Fotos in einem Roman: dass man nu mal wirklich sicher weiß, was gemeint ist - *schüttel*

Schwulstige Texte kann man übrigens auch tadellos mit show don't tell bewerkstelligen. Dafür, finde ich, muss man nicht Adjektive aus jeder Ritze dampfen lassen.

Liebe Grüße
Martin
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Zufälle 30 Okt 2015 20:52 #3511

  • Kerstin B.
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Liebe Sam,

ich schreibe Bewertungen, muss aber zugeben, dass ich sie nur schreibe wenn mir ein Buch gefallen hat. Auch gemein, aber nur dem Leser gegenüber. *grins* Aus dem Grund, dass ich dem Autor nicht schaden möchte, nur weil mir seine Geschichte nicht gefallen hat. Das ist immerhin Geschmacksache, die brauch ich nicht kund tun.
Wobei - mir fällt grad ein - es gab ein Buch, was von der Story echt gut sein hätte können, aber die haben mir da eindeutig zu viel gevö**** und ständig verliebten sich zwei weitere Wesen, die nichts anderes im Kopf hatten als sich anzuspringen. Man war ich genervt, hab diese Szenen schlichtweg überflogen, aber dann war ich eben recht flott fertig mit lesen. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, für mich wars nichts.

Du merkst es vielleicht, Erotik ist also nicht meine bevorzugte Lektüre. *grins* Aber ich kann mir vorstellen was du meinst. In manch einer romantic Story gibts ja Liebesszenen bei denen es zur Sache geht und bei manchen Beschreibungen muss ich mich auch schütteln und finde sie unangenehm.

Liebe Linda,

ich mag Adjektive auch gern, mir wurde auch schon öfter gesagt ich soll weniger davon benutzen. Hab ich probiert und festgestellt, dass sich meine Geschichte dann nicht mehr wie MEINE Geschichte angefühlt hat. Mir war das zu steril und hmm farblos, ich glaub das ist das richtige Wort.
Vielleicht liegt das ja an mir. Wenn ich von Erlebnissen erzähle, Erinnerungen oder ähnliches, dann genauso blumig. Allerdings hat mir noch niemand gesagt, dass ich mit weniger Adjektiven ERZÄHLEN soll. ;) Warum soll ich dann anders schreiben als ich spreche?
Versteh wer will, ich nicht!

Back to topic

Meine kleine Tochter durfte heut auf YouTube "Pingu" schauen. Da fiel mir ein Zufall auf, bei dem ich mich gefragt habe, wie zum Henker soll man den jetzt im Voraus schon erklären, dass der Leser auch ja zufrieden gestellt ist?!
Vielleicht weiß es ja hier jemand.

Pingu hat den Plüschhasen seiner Schwester ausm Fenster geworfen und muss ihn suchen. Er findet ihn auf einer Eisscholle die im Meer treibt. Watschelt aufgeregt am Ufer entlang und kommt an ein Haus, an dem eine Angelrute lehnt. Schnappt sie sich und angelt den Hasen zu sich.

So wie erklärt man diesen Zufall?
Liebe Grüße,
Kerstin
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Zufälle 30 Okt 2015 22:26 #3515

  • Samanter
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Kerstin,

nun ja, es kommt darauf an mit welchen Erwartungen du so ein Buch kaufst. Wenn du eher auf Romantik und Liebe stehst, war dieser Roman wohl nicht die richtige Wahl. Trotzdem gibt es Leser, die genau das wollen, sonst würden sich solche Bücher nicht verkaufen. Der Autor bedient auch hier nur ein Nachfrage, nämlich nach Pornografie. Das hat für mich nichts mit gut oder schlecht zu tun. Es ist einfach nur eine andere Prämisse, die der Autor gesetzt hat. Zwischen Erotik und Pornografie besteht ein großer Unterschied, die Grenzen sind aber fließend und hängen zusätzlich vom Empfinden des Lesers ab. Für den einen ist die Beschreibung eines innigen Kusses schon Pornografie, für den Anderen beginnt sie erst bei der 4. Sexszene in einem Buch. Lt. mir bekannter Definition ist Erotik eine Geschichte mit Sexszenen, Pornografie sind Sexszenen mit ein wenig Geschichte.

Linda und Martin,

das leidige Thema Adjektive. Ich muss Linda recht geben, aber auch Martin. Das Ausmaß der Verwendung von Adjektiven hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Wenn man alte Werke liest, stellt man sehr schnell fest, dass früher die Adjektive wie Pomp und Prunk benutzt wurden, übrigens genauso wie in der Architektur und in der Mode. Heute, in der Zeit der praktischen Dinge und dem Streben nach vielseitiger Funktionalität und gleichzeitiger Ästhetik, werden Adjektive nur noch sparsam eingesetzt, dafür aber gezielt und umso wirkungsvoller.

Für mich heißt das, Adjektive sind grundsätzlich nichts Schlechtes, können aber schnell überladen wirken, wenn sie zu freizügig verwendet werden. Genauso können zu stark reduzierte Texte mit zu vielen Spezifikationen schnell anstrengend werden, weil Spezifizierungen am laufenden Band eben noch weniger Raum für die eigene Fantasie lassen als Adjektive. Ich habe das wirklich schon erlebt. Ich kannte einmal eine Autorin die so arbeitete. Ihre Texte waren wunderschön, aber nach 2 NS rauchte mir der Kopf und ich musste eine Pause einlegen. Innerhalb von einem Satz z. T. 4 oder 5 detaillierte Bilder vor Augen zu haben, das überstieg meine Konzentration. Dazu kam, dass die Passagen, wo es keine spezifischen Formulieren gab, aber Adjektive diese Lücken nicht füllten, der Text enorm an Farbe und Lebendigkeit verlor. Das war wie ständig kalt und heiß duschen. Auch nicht wirklich angenehm.

Aber ich würde auch nicht wollen, dass ein Autor, nur um regelkonform und modern zu sein, seine eigene Sprache zu sehr verbiegt. Auch das könnte, glaube ich, eher kontraproduktiv sein. Der Text würde vielleicht mechanisch wirken und an "Persönlichkeit" und Authentizität verlieren.

LG Sam
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Zufälle 31 Okt 2015 02:55 #3518

  • Sheila
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Kerstin B. schrieb:
Allerdings hat mir noch niemand gesagt, dass ich mit weniger Adjektiven ERZÄHLEN soll. ;) Warum soll ich dann anders schreiben als ich spreche?
Versteh wer will, ich nicht!

Hallo Kerstin,

eben weil geschriebene Sprache nicht gesprochene Sprache ist. Nimm doch einfach mal einen gesprochenen Dialog auf und schreibe ihn dann nieder. So etwas will niemand lesen.
Ich habe gerade von Jenna Voss:

Eine Verabredung mit Vera F. Birkenbihl Ein Gespräch über das Schreiben: Lesung der Birkenbihl-Beratungsbriefe im März 2011

gelesen. Vom Inhalt sehr interessant, aber zum Lesen eine Katastrophe, da die Autorin den größten Teil des Buches ein 2 stündiges Interview und (um die Arbeitsweise von Fr. Birkenbihl zu zeigen) eine Überarbeitung eines Birkenbihl-Briefes wortwörtlich wiedergibt. Gut zu lesen sind nur die letzten Seiten, wo die Autorin eine Zusammenfassung des Gesprächs gibt (was nur wenige Seiten umfasst).


Kerstin B. schrieb:
Meine kleine Tochter durfte heut auf YouTube "Pingu" schauen. Da fiel mir ein Zufall auf, bei dem ich mich gefragt habe, wie zum Henker soll man den jetzt im Voraus schon erklären, dass der Leser auch ja zufrieden gestellt ist?!
Vielleicht weiß es ja hier jemand.

Pingu hat den Plüschhasen seiner Schwester ausm Fenster geworfen und muss ihn suchen. Er findet ihn auf einer Eisscholle die im Meer treibt. Watschelt aufgeregt am Ufer entlang und kommt an ein Haus, an dem eine Angelrute lehnt. Schnappt sie sich und angelt den Hasen zu sich.

So wie erklärt man diesen Zufall?

Ich würde Pingu z. B. vorher am Haus vorbeilaufen und z. B. über die Angel stolpern lassen. Er stellt sie hin, läuft weiter. Oder: Pingu läuft mit jemand/etwas anderem am Haus vorbei und sagt so etwas wie: XY hat wohl einen großen Fisch gefangen, sonst würde er noch weiterangeln.
Liebe Grüße

Sheila
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Zufälle 31 Okt 2015 03:15 #3519

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Samanter schrieb:

das leidige Thema Adjektive. Ich muss Linda recht geben, aber auch Martin. Das Ausmaß der Verwendung von Adjektiven hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Wenn man alte Werke liest, stellt man sehr schnell fest, dass früher die Adjektive wie Pomp und Prunk benutzt wurden, übrigens genauso wie in der Architektur und in der Mode.

Jein - ich habe vor einiger Zeit gerade darüber gelesen. Es kommt auf das Zeitalter an, in dem der Text geschrieben wurde. Es gab durchaus Zeiten, wo sehr *spartanisch* beschrieben wurde. Ebenso wie es Zeiten mit seitenlangen Bandwurm-Sätzen als schick galten.

Samanter schrieb:
Heute, in der Zeit der praktischen Dinge und dem Streben nach vielseitiger Funktionalität und gleichzeitiger Ästhetik, werden Adjektive nur noch sparsam eingesetzt, dafür aber gezielt und umso wirkungsvoller.

Ich denke, das hat auch etwas mit den Medien im Allgemeinen zu tun. In Zeiten, wo jedes Kindergarten-Kind weiß, wie z. B. eine Giraffe, Wal oder Elefant aussieht, jede Oma Bilder vom Kilimanscharo gesehen hat, muss ich nicht mehr groß das Aussehen beschreiben, um beim Leser die entsprechende Bilder herauf zu beschwören. Anders sah es noch vor 200 und mehr Jahren davor aus, wo nur die wenigsten Menschen solche Dinge gesehen haben.

Samanter schrieb:
Aber ich würde auch nicht wollen, dass ein Autor, nur um regelkonform und modern zu sein, seine eigene Sprache zu sehr verbiegt. Auch das könnte, glaube ich, eher kontraproduktiv sein. Der Text würde vielleicht mechanisch wirken und an "Persönlichkeit" und Authentizität verlieren.

Gilt in beiden Richtungen. Ich würde mir sehr schwer mit blumigen, ausschweifenden Beschreibungen tun. Ich bin da eher der nüchterne, sparsame Typ und versuche, mit so wenig wie möglich auszukommen. Mir fallen gerade die Karl-May-Bücher mit Hadschi Halef Omar/die Geschichten über den arab. Raum ein - meine Güte, was waren das für blumige Dialoge :pinch:
Liebe Grüße

Sheila
Letzte Änderung: 31 Okt 2015 03:16 von Sheila.
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Zufälle 31 Okt 2015 03:18 #3520

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Martin schrieb:
Liebe Linda,

das hat aber wirklich nix mit schwulstigem Text zu tun oder? Freilich haben Adjektive auch hie und da Berechtigung. Aber mir ringelt es einfach die Zehennägel auf vor lauter freundlichem Dreinblicken, warmem Lächeln, schelmischem Zwinkern, entsetztem Augenaufreißen, verärgertem Kopfschütteln ... ich muss mich schnell einbremsen. Ja, es ist billiger, wenn man schnell ein paar Adjektive drüberstreut, wie Salz über ein Gericht, bei dem man nicht wusste, wie man es würzen soll. Dann schmeckt es wenigstens kräftig. Nur wird da leider so gut wie nie der gewünschte Effekt erzielt - ein Gericht kann man nun mal mit Salzen nicht mehr retten - sondern der Text ist schlichtweg versalzen.

Ganz abgesehen davon, dass ich mir als Leser nicht für voll genommen vorkomme, dass ich mir das Schelmische beim Zwinkern nicht vielleicht selbst dazudenken könnte. Adjektive kommen mir vor wie Fotos in einem Roman: dass man nu mal wirklich sicher weiß, was gemeint ist - *schüttel*

Schwulstige Texte kann man übrigens auch tadellos mit show don't tell bewerkstelligen. Dafür, finde ich, muss man nicht Adjektive aus jeder Ritze dampfen lassen.

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Zufälle 31 Okt 2015 10:30 #3522

  • Kerstin B.
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Sheila schrieb:
Kerstin B. schrieb:
Allerdings hat mir noch niemand gesagt, dass ich mit weniger Adjektiven ERZÄHLEN soll. ;) Warum soll ich dann anders schreiben als ich spreche?
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Hallo Kerstin,

eben weil geschriebene Sprache nicht gesprochene Sprache ist. Nimm doch einfach mal einen gesprochenen Dialog auf und schreibe ihn dann nieder. So etwas will niemand lesen.
Ich habe gerade von Jenna Voss:

Eine Verabredung mit Vera F. Birkenbihl Ein Gespräch über das Schreiben: Lesung der Birkenbihl-Beratungsbriefe im März 2011

gelesen. Vom Inhalt sehr interessant, aber zum Lesen eine Katastrophe, da die Autorin den größten Teil des Buches ein 2 stündiges Interview und (um die Arbeitsweise von Fr. Birkenbihl zu zeigen) eine Überarbeitung eines Birkenbihl-Briefes wortwörtlich wiedergibt. Gut zu lesen sind nur die letzten Seiten, wo die Autorin eine Zusammenfassung des Gesprächs gibt (was nur wenige Seiten umfasst).


Kerstin B. schrieb:
Meine kleine Tochter durfte heut auf YouTube "Pingu" schauen. Da fiel mir ein Zufall auf, bei dem ich mich gefragt habe, wie zum Henker soll man den jetzt im Voraus schon erklären, dass der Leser auch ja zufrieden gestellt ist?!
Vielleicht weiß es ja hier jemand.

Pingu hat den Plüschhasen seiner Schwester ausm Fenster geworfen und muss ihn suchen. Er findet ihn auf einer Eisscholle die im Meer treibt. Watschelt aufgeregt am Ufer entlang und kommt an ein Haus, an dem eine Angelrute lehnt. Schnappt sie sich und angelt den Hasen zu sich.

So wie erklärt man diesen Zufall?

Ich würde Pingu z. B. vorher am Haus vorbeilaufen und z. B. über die Angel stolpern lassen. Er stellt sie hin, läuft weiter. Oder: Pingu läuft mit jemand/etwas anderem am Haus vorbei und sagt so etwas wie: XY hat wohl einen großen Fisch gefangen, sonst würde er noch weiterangeln.

Wäre eine Möglichkeit, aber in dem Fall ist Pingu nicht vorher an dem Haus vorbei gekommen. Für mich klingt das einfach falsch. Ich würde es als Zufall schreiben, ohne vorherigen Hinweis. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass der Leser das auch so akzeptieren würde. :)
Liebe Grüße,
Kerstin
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Zufälle 31 Okt 2015 10:44 #3524

  • Kerstin B.
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Liebe Sam,

das Buch war als Fantasy-Romance deklariert. Ehrlich gesagt hab ich da nicht soviel Sex erwartet. *lach*
Du hast Recht, der Einen fühlt schon von einem innigen Kuss belästigt, ich nicht. Als nur das eine Pärchen rummachte, war das auch okay. Dann verliebten sich zwei weitere Personen - Sex, kurz bildete sich das nächste Liebespaar - Sex. Im Endefekt saß ich da und dachte: "So und nu? Die machen jetzt alle Sex, was passiert um sie herum? Wäre der große Kampf, der Showdown auf den ich so hingefiebert habe, nur ansatzweise so detailiert beschrieben gewesen, wäre er sicher richtig gut gewesen. Seitenweise Sex, eine Seite Showdown. Hmm.
Wahrscheinlich hatte ich mir wirklich was anderes versprochen. :)

Anderen Lesern hat es, laut Rezis, gefallen. Ist halt Geschmackssache.
Liebe Grüße,
Kerstin
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Zufälle 31 Okt 2015 10:52 #3526

  • Sheila
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Kerstin B. schrieb:
Wäre eine Möglichkeit, aber in dem Fall ist Pingu nicht vorher an dem Haus vorbei gekommen. Für mich klingt das einfach falsch. Ich würde es als Zufall schreiben, ohne vorherigen Hinweis. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass der Leser das auch so akzeptieren würde. :)

na ja, ich würde es nicht akzeptieren und dich scheint es ja auch gestört zu haben. Und als Autor/Skriptschreiber hast du es ja in der Hand, ob Pingu vorher vorbeiläuft oder nicht. Es wäre nicht einmal eine halbe Minute, eher nur 10 Sekunden um die Sequenz zu zeigen.
Liebe Grüße

Sheila
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Zufälle 31 Okt 2015 21:35 #3533

Kerstin B. schrieb:
ich schreibe Bewertungen, muss aber zugeben, dass ich sie nur schreibe wenn mir ein Buch gefallen hat. Auch gemein, aber nur dem Leser gegenüber. *grins* Aus dem Grund, dass ich dem Autor nicht schaden möchte, nur weil mir seine Geschichte nicht gefallen hat. Das ist immerhin Geschmacksache, die brauch ich nicht kund tun.

Ich habe früher ab und an eine Bewertung zu Büchern abgegeben, aber ohne Struktur und mehr aus dem Bauch heraus. Manchmal ritt ich auf kleinen Details herum und gab nur 3 Sterne (*schäm*).

Seit ich selber Romane schreibe, hörte ich auf, Rezensionen zu schreiben, eben aus dem Grund, den Du anführst: Ich wollte den Autoren nicht schaden. Vor allem, seit ich weiss, wie verletzlich man ist, wenn man mit seinem liebsten Kind Schaulaufen gegangen ist.

Dann raffte ich mich doch auf, und machte mich schlau, wie man denn eine sinnvolle Rezi schreibt und ein Buch bewertet. Schliesslich habe ich es in meinem Rezensionsgenerator eingebaut, der mir jedesmal hilft, eine faire und ausgewogene Rezi zu schreiben.

Fazit: Wenn mir ein Buch einfach aus persönlichem Empfinden nicht gefällt, schreibe ich entweder eine rein sachliche Rezi oder gar nichts. Wenn das Buch aber cool gewesen wäre, jedoch schwere handwerkliche Mängel aufweist, nenne ich die auch und gebe halt nur 2 Sterne "Nur für Fans des Autors". Siehe meine Rezension zu "Freak like me" Rezension.
Sei mutig! Wenn du gewinnst, bist du glücklich. Wenn du verlierst, bist du weiser.
autor-martin-fischer.ch
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