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THEMA: Wie war das nochmal mit den Kapiteln....

Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 10:43 #3445

  • Kerstin B.
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....und den Absätzen.

Wann fängt man am Besten mit einem neuen Kapitel an.

Es gibt, meines Wissens nach, 3 Absätze.
Groß, mittel, klein. Ist das richtig?

Wann, wird welcher Absatz genommen?

Ich mach das bisher so:
Satz in der Mitte der Zeite zu Ende, mein Gefühl sagt "hier Absatz um kurz durchatmen zu können" 1x Enter oder 2x Enter um eine Leerzeile zu haben.

Um ehrlich zu sein, komm ich mir schon ein wenig doof vor Fragen zu stellen, die wahrscheinlich für die meisten von euch, total einfach sind. *Ist doch ganz einfach* :oops:
Liebe Grüße,
Kerstin
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 11:37 #3446

  • Martin
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Liebe Kerstin,

das von wegen ›es gibt ... Absätze‹ ist kein allgemeingültiges Prinzip, sondern eine Einteilung in Patchwork.

Hier kurz zu den Überlegungen, die dazu geführt haben.

Eine Geschichte ist ja üblicherweise in Szenen gegliedert. Was ist eine Szene? Sie ist das, was der Vorhang beim ist: es ändert sich etwas. Das Etwas kann sein:

- Anderer Ort
- Andere Zeit (Nachmittag, nächster Tag, 200 Jahre füher)
- Andere Perspektive - Erzählung aus der sicht eines anderen Protagonisten

Nun gibt es unterschiedliche Intensitäten beim Wechsel einer Szene. Dafür gibt es keine Regel, sondern man muss es anhand der Geschichte selbst spüren. Auch kann es unterschiedliche Vorgaben von Verlagen geben.

Intensiv würde ich zum Beispiel den Wechsel zwischen der Jetztzeit und der Zeit von ein paar Generationen früher bezeichnen. Nicht intensiv, wenn die Geschichte am Nachmittag desselben Tages fortfährt und das am selben Ort. Am wenigsten intensiv ist der Szenenwechsel bei einem Dialog - der genau genommen nämlich auch einer ist. Dementsprechend sind die Gliederungsmöglichkeiten in Patchwork:

Hauptkapitel: gewichtig. Neue Seite, große Überschrift.
Unterkapitel: Ebenfalls herausragend, aber innerhalb des Kapitelrahmens
Großer Szenenwechsel: ***-Absatz nach der Szene. Dem Leser wird Innehalten empfohlen zur Umstellung
Mittlerer Szenenwechsel: Leerabsatz. Der Leser bemerkt: ›Aha, ein Abschnitt‹. Diesen Wechsel würde ich verwenden, wenn innerhalb eines Abschnitts die Sicht von einem Protagonisten auf den anderen wechselt. Oder Vormittag > Nachmittag
Kleiner Szenenwechsel: Den verwenden wir ja - wenn wir das richtig machen - schon automatisch beim Dialog: Sobald der Sprecher/Handelnde wechselt, machen wir einen neuen Absatz. Bei Patchwork kann man diesen sozusagen nicht sichtbaren Szenenwechsel auch noch für unterschiedliche Szenenrequisiten innerhalb mehrerer Bereiche einer Szene verwenden, dieser Wechsel aber nach außen hin nicht sichtbar sein soll. Beispiel: Die Szene spielt in einer Wohnung, die beiden Protagonisten übersiedeln währenddessen von der Küche ins Wohnzimmer. Von beiden Räumen möchten wir aber ein Bild oder eine Skizze während des Schreibens vor uns haben, um die Szene authentisch beschreiben zu können. In diesem Fall machen wir eine neue Szene, wenn die beiden ins Wohnzimmer gehen, speichern die Bilder bei den beiden Szenen ab und verpassen der ersten Szene einen kleinen Szenenwechsel.

War das etwas Licht ins Dunkel?

Viele Grüße
Martin
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 11:40 #3447

  • Sheila
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Große, mittlere, kleine Absätze? Das ist mir neu.

Und klar, es ist doch ganz einfach mit den Absätzen ;)

Immer, wenn etwas/eine Handlung/ein Sprecher fertig ist, neue Zeile.

Einen Absatz mit Leerzeile wird gemacht, wenn die Perspektive oder der Ort wechselt, eine neue Szene stattfindet, ein neuer Tag beginnt etc.

Sehe gerade, dass Martin geantwortet hat - bezog sich deine Frage auf Patchwork oder allgemein?
Liebe Grüße

Sheila
Letzte Änderung: 23 Okt 2015 11:42 von Sheila.
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 11:54 #3448

  • Martin
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Kerstin B. schrieb:
Um ehrlich zu sein, komm ich mir schon ein wenig doof vor Fragen zu stellen, die wahrscheinlich für die meisten von euch, total einfach sind. *Ist doch ganz einfach* :oops:
Diese Frage ist gar nicht so ohne. Denn die meisten machen es genauso: Gefühlsmäßig ein oder zweimal auf die Enter-Taste hauen.

Aber so wie bei zum Beispiel der Satzzeichensetzung, finde ich, dass es Sicherheit gibt, wenn man weiß, warum man etwas so macht und nicht anders. Und Absätze - bzw. Kapitel - sind etwas, worüber man durchaus nachdenken sollte.

Du bist also rehabilitiert: es ist keine doofe Frage (abgesehen davon, dass es überhaupt keine doofen Fragen gibt, sondern nur doofe Antworten ;-) ).

EDIT: Und dann fällt mir eben noch ein, dass ja mit den Szenen automatisch auch diverse Formatierungskriterien, wie Seitenwechsel, Überschriften und fehlender Eertzeileneinzug zusammenhängen. Genau das wird durch die Szenenverwendung bei Patchwork auch gleich richtig umgesetzt und man muss sich nicht mehr darum kümmern.

Viele Grüße
Martin
Letzte Änderung: 23 Okt 2015 11:57 von Martin.
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 20:29 #3453

  • CoraSuess
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... ich habe dann auch gleich noch eine Frage.

Wie ist das im Dialog? Wenn eine Person einen längeren Abschnitt (etwa 20 Zeilen) spricht und man ihn nicht unbedingt mit einer Handlung unterbrechen will. Mir ist, als hätte ich in Büchern auch dort Absätze bei Themenänderungen zum Verschnaufen gesehen, bin mir aber nicht sicher, ob dies korrekt ist.

Beispiel:
blah ...blah ... blah. (Absatz)
Aber egal, wir...


lg Cora
liebe Grüße

Cora
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 20:45 #3454

  • Martin
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Hi Cora,

auch im echten Leben labert ja kaum jemand wie ein Wasserfall drei Seiten am Stück voll. Deshalb kann man dann, wenn es eine Pause erfordert, natürlich auch in der Rede einer Person einen Absatz machen. Was nicht so gut ist, wenn man die Anführungszeichen schließt, Absatz macht und sie wieder öffnet. Das lässt nämlich den Leser meinen, dass der Redner wehcselt.

In so einem Fall würde ich eine kleine Bemerkung dazwischen setzen:

»... bla bla.«
Simon schwieg und schaute über die Wasserfläche.
»Bla bla ...«

oder

»... bla bla.«
Simon schwieg und schaute über die Wasserfläche. Dann fuhr er fort: »Bla bla ...«

Diese Lösungen oben finde ich übersichtlicher und lockerer als diese, die das gleiche bezweckt:

»... bla bla.« Simon schwieg und schaute über die Wasserfläche. »Bla bla ...«



Viele Grüße
Martin
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 20:48 #3455

  • Kerstin B.
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Martin, danke für die ausführliche Antwort. Mir ist einfach aufgefallen, dass ich schon längere Zeit kein neues Kapitel angefangen habe, sondern nur neue Szenen anhänge. Es fühlt sich falsch an ein neues Kapitel zu starten. Was allerdings den Effekt hat, dass die Kapitel, nichtmal im Ansatz, die gleiche Länge haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so gut ist.

Sheila, meine Frage war eigentlich generell gemeint. Deine kurze knackige Antwort hat mir sehr gefallen! Damit kann ich was anfangen. :)
Da ich mit PW schreibe ist Martins Antwort auch Gold wert, weil ich sie dabei gleich richtig umsetzen kann. Hoff ich jedenfalls. *lach*

Cora, ich mache bei längeren Dialogen keine Absätze. Als Leser würde ich annehmen, dass nun ein komplett anderer Dialog kommt, mit anderen Personen usw. :)
Liebe Grüße,
Kerstin
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 21:14 #3456

  • CoraSuess
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»... bla bla.«
Simon schwieg und schaute über die Wasserfläche.
»Bla bla ...«

oder

»... bla bla.«
Simon schwieg und schaute über die Wasserfläche. Dann fuhr er fort: »Bla bla ...«

Diese Lösungen oben finde ich übersichtlicher und lockerer als diese, die das gleiche bezweckt:

»... bla bla.« Simon schwieg und schaute über die Wasserfläche. »Bla bla ...«



Ich wiederum finde dein letztes Beispiel am besten und gängigsten. Bei den beiden ersten wirkt der Absatz irritierend.

@Kerstin
Warum sollte der Leser denken, es wäre eine andere Person? Ich beende den Dialog ja nicht mit den Anführungsstrichen.

Also nochmal eindeutigeres :whistle: Beispiel:

"Blah ...blah ... blah . kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk. kkkkkkkkkk. kkkkkkk kkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkk kkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkk
kkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkk
Aber egal, wir ... kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkk kkkk kkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkk kkk kkkkkkkkkkkkkkk"


Macht dies den Eindruck eines anderen Person?
liebe Grüße

Cora
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 23 Okt 2015 21:46 #3457

  • Kerstin B.
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Jetzt verstehe ich was du meinst, Cora. :oops: Was ich meinte, war eine Leerzeile. Denkfehler, wie des öfteren.
Nein, so macht es nicht den Eindruck eines neuen Dialogs.
Liebe Grüße,
Kerstin
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 24 Okt 2015 11:08 #3459

  • Martin
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CoraSuess schrieb:
"Blah ...blah ... blah . kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk. kkkkkkkkkk. kkkkkkk kkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkk kkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkk
kkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkk
Aber egal, wir ... kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkk kkkk kkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkkkkkkkk kkkkkkkkkkkkkkk k kkkkkkkkkkk kkk kkkkkkkkkkkkkkk"

Macht dies den Eindruck einer anderen Person?

Na ja, wenn du so fragst ... sie ist von Vega? Sirius? Den Plejaden?
Also ich finde, das macht sehr den Eindruck einer anderen Person. Allein schon die Sprechweise. Völlig unverständlich. Sehr anders.
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 24 Okt 2015 15:41 #3460

  • CoraSuess
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Ich wollte nicht mit irgendeinen Text von dem Absatz ablenken. :( Mir ging es ums Prinzip. :blush:
liebe Grüße

Cora
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 24 Okt 2015 15:49 #3461

  • Martin
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Das, liebe Cora, war ein Sche-herz :) (sicherheitshalber: meinerseits)
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 24 Okt 2015 16:01 #3462

  • CoraSuess
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*Schweiß ab wisch*

Dachte schon, ich muss zu den Plejaden auswandern. :woohoo:
liebe Grüße

Cora
Letzte Änderung: 24 Okt 2015 16:18 von CoraSuess.
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 25 Okt 2015 15:59 #3466

  • Samanter
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Hi!

Nun habe ich die ganzen Beiträge gelesen, weil ich gerade eben von einem Thread zurückkam, bei dem es auch um die Absätze/Perspektiven ging.

Aber zuerst muss ich unbedingt etwas klären. Ein Verlag, der ein Manuskript verlangt, bei dem die Kapitel alle in etwas gleich lang sind, hat es nicht verdient Verlag genannt zu werden. Solche Aussagen werden hin und wieder von ganz besonders arroganten "Fachleuten" verwendet, um sich mühevolle Arbeit zu ersparen seine Ablehnung für das Manuskript nicht langwierig erklären zu müssen. Leider gibt es auch dort schwarze Schafe, die möglichst leicht ihr Geld verdienen wollen. Dass sie damit ganze Heerscharen von New-Autoren verunsichern, ist ihnen dabei egal, wenn sie denn überhaupt daran denken.

Nun zu den Absätzen.
Es gibt unzählige Möglichkeiten Absätze bzw. Kapiteleinteilungen als Mittel zu nutzen. Du kannst Absätze setzen um Perspektivwechsel anzuzeigen, Zeit- oder Ortsverschiebungen deutlich zu machen, Stimmungs- oder Tonwechsel sowohl bei den Protas als auch in der Umgebung herauszustreichen, Geschwindigkeiten in der Handlung abrupt zu bremsen, eine Aussage hervorzuheben oder Handlungsstränge zu trennen. Habe ich noch was vergessen? Gut möglich. :dry:

Wie stark ein Absatz ist (nur neue Zeile, mit Leerzeile, mit *** und Leerabsatz, mit neuem Seitenanfang etc.), hängt m. M. n. von drei Dingen ab.

1. Grundsätzliche Absatzgeflogenheiten

Bei Perspektivwechsel im Rahmen der grundsätzlichen Schreibperspektive (Ich-, personelle, auktoriale ...) immer mindestens einen Leerabsatz, besser ein neues Kapitel mit neuer Seite.
Bei kleinen Perspektivwechseln wie z. Bsp. neue Betrachtungsrichtung innerhalb der Szene, bei Zeit- und Ortssprüngen mindestens ein Zeilenumbruch.

Diese "Regeln" sind notwendig, um dem Leser ein Mindestmaß an Orientierung zu gewährleisten.

2. Eigene Einteilung der Handlung in unterschiedlich stark voneinander getrennte Abschnitte

Hier verwendet man Absätze auch nach mehr oder weniger strengen Regeln, die man aber selbst festlegt. Zum Beispiel: Immer ein neuer Tag beginnt, mache ich einen Leerabsatz. Immer wenn nur ein paar Minuten übersprungen werden, kommt nur ein Zeilenumbruch. Wenn es mehrere Stunden sind, kommt ein Zeilenumbruch mit Leerzeile, außer es hat ein neuer Tag begonnen.
Dieses Beispiel lässt sich auch auf Ortswechsel, Stimmungswechsel etc. anwenden.

Bei dieser selbst gewählten Einteilung ist es wichtig, sich erstens genau zu überlegen, ob die Absatzaufteilung dem Leser entgegenkommt, oder nur MEINER besseren Orientierung dient, zweitens, dass man sie das ganze Manuskript (bei mehreren Bänden sogar bis zum letzten Band) hindurch strickt einhält. Wie kreativ du bei deiner Wahl der Einteilungsregeln bist, bleibt hauptsächlich dir überlassen. Du wirst sehr schnell merken, was funktioniert und was nicht. Wenn du Romane liest, schau einfach wie die Autoren es machen. Beim Lesen und ausprobieren lernt man hier am besten.

3. Absätze als Stilmittel

Auch diese Einteilungen entscheidest grundsätzlich du selbst. Willst du eine bestimmte Aussage hervorheben? Wenn ja wie stark und zu welchem Zweck? Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Sie hier jetzt alle zu erklären wäre unmöglich. Das müsste man sich im Einzelnen anschauen.

Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht noch mehr verunsichert. Frag einfach, wenn du etwas nicht verstanden hast. Dafür sind wir ja da.

LG Sam
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Wie war das nochmal mit den Kapiteln.... 26 Okt 2015 01:11 #3473

  • Kerstin B.
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Martin schrieb:
Liebe Kerstin,

Eine Geschichte ist ja üblicherweise in Szenen gegliedert. Was ist eine Szene? Sie ist das, was der Vorhang beim ist: es ändert sich etwas. Das Etwas kann sein:

- Anderer Ort
- Andere Zeit (Nachmittag, nächster Tag, 200 Jahre füher)
- Andere Perspektive - Erzählung aus der sicht eines anderen Protagonisten

Hauptkapitel: gewichtig. Neue Seite, große Überschrift.
Unterkapitel: Ebenfalls herausragend, aber innerhalb des Kapitelrahmens
Großer Szenenwechsel: ***-Absatz nach der Szene. Dem Leser wird Innehalten empfohlen zur Umstellung
Mittlerer Szenenwechsel: Leerabsatz. Der Leser bemerkt: ›Aha, ein Abschnitt‹. Diesen Wechsel würde ich verwenden, wenn innerhalb eines Abschnitts die Sicht von einem Protagonisten auf den anderen wechselt. Oder Vormittag > Nachmittag

War das etwas Licht ins Dunkel?

Viele Grüße
Martin

Ja und nein. :lol:
Warum brauche ich überhaupt Kapitel wenn ich alles mit Szenen unterscheiden kann. Anders gefragt: Wann mache ich ein neues Kapitel?
Gefühlsmäßig hätte ich bei einem neuen Tag oder einem Ortswechsel ein neues Kapitel angefangen. Liegt mein Gefühl da richtig??

Falls es richtig liegt:
Habe ich das Problem, dass meine Kapitel unterschiedlich lang sind, teilweise STARK unterschiedlich.
Würde bedeuten, kurze Kapitel zu strecken und/oder lange Kapitel zu kürzen?

Sam macht z.B. bei einem neuen Tag einen Leerabsatz. Was mich dann aber wieder zu der Frage bringt, warum zum Kuckuck brauchen wir Kapitel? (Außer dass der Leser sagen kann: "Nach dem Kapitel geh ich schlafen." (Was bei mir übrigens nur sehr selten klappt.)

Ich hätte übrigens NIE gedacht, dass man beim Schreiben so viel zu beachten und bedenken hat!
Liebe Grüße,
Kerstin
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