Wie man leicht erkennen kann, ist Orange Cursor ein kleiner Verlag. Originell - ja. Anspruchsvoll - ja. Vielseitig - ja. Tolle Geschichten - na klar! Aber eben klein. Jedes Werk ist bei uns handverlesen, hinter manchen steckt viel Herzblut und hinter allen unsere Begeisterung und die Überzeugung, den Lesern etwas Außergewöhnliches zu liefern. Jede und jeder unseres kleinen Teams ist mit Eifer an der Sache, vom Autor über Lektorat/Korrektorat, Coverdesign bis hin zur Technik und zum Marketing.

Marketing, genau. Wie bringt man denn die wunderbaren Geschichten den vielen Lesern nahe, die sich garantiert darüber freuen, mit ihnen lachen und nachdenken werden und wahrscheinlich auch die eine oder andere Träne vergießen?

Bücherblogs, das liegt auf der Hand! Dort kommen doch Verleger und Leser zusammen.

Was ich selbst nicht ausstehen kann, das werde ich auch niemandem andern antun: Werbung so zu betreiben, dass das Gegenüber merkt, dass die einzig interessante Person der Werbetreibende ist. So, wie ich es oft bei Facebook sehe.

Als Beispiel dafür, was ich meine, fiktives Beispiel:

Freundschaftsanfrage von A an B. Antwort von B: »Danke für deine Anfrage, die ich gerne angenommen habe. Besuche mich doch auf meiner Homepage XYZ, wo du meinen neuen Roman rezensieren kannst und gehe dann zu Amazon ...«, worauf noch der Link folgt. Beispielshaft einfühlsam. Wenn nämlich A eine Anfrage an B schickt, dann wird A vermutlich B kennen; und auch Bs Werke. Wofür dann diese taktlose Eigenwerbung, die nichts mehr transportiert, als beinhartes Desinteresse am Gegenüber. Aber ich komme vom Thema ab.

Um also den Bücherblogs nicht auf diese Weise gegenüberzutreten, verfasst ich unzählige persönliche Mails an Blogs, vor deren Verfassen ich mich mit dem Blog auseinandersetzte und deshalb das Mail individuell abstimmen konnte. Ich las die Mails nochmals durch und dachte mir: Bekäme ich so ein Mail, würde ich mich freuen. Also wird es wohl so stimmen.

Die Antworten waren so deprimierend wie die endlosen Absagen von Verlagen an Autoren: »Ich habe keinen eReader« und »Ach, ich habe soo viele Bücher hier liegen, ich komme gar nicht nach«, waren die häufigsten Aussagen. Wie bitte? Die wollen gar keine Gratisbücher? Wie denn das? Was ich bei nahezu allen Blogs fand, war eine Liste der Verlage, für die sie rezensieren. Dort standen stolz die großen Publikumsverlage.

Und dann, ich glaube, es war bei meinem Nachmittags-Kaffee, machte unerwartet etwas Klick in meinem Hirn.

Szenenwechsel. Ich bin Markus. Ich bin begeisterter Vielleser. Ich könnte täglich ein Buch verschlingen, ich liebe es, in die fantastischen Welten abzutauchen und mich vom Alltag wegzubeamen. Aber als Student habe ich nicht viel Geld und meiner Schwester geht es ähnlich: mit zwei Kindern zu Hause bei dem Verdienst ihres Mannes - wie soll man sich denn da so viele Bücher leisten können? Außerdem liebe ich neue Bücher und ich mag es, wenn die Bücherwand in meiner Bude wächst. Und wenn die voll ist, dann hab ich im Klo eine Menge Platz. Es ist so megasuper, viele Bücher um mich zu haben! Nur eben - wo nehme ich die Kohle her? Am liebsten mag ich nämlich Hardcover, die machen einfach mehr her.

Gestern traf ich Jolanthe. Die hatte eine suuper Idee gehabt! Sie hat jetzt einen Bücherblog! Sie bekommt von allen Verlagen Bücher geschenkt und was muss sie dafür tun? Eine Rezension schreiben. Das ist doch ein Klacks! Und dann hab ich auf ihre Verlags-Referenzliste geschaut - boah! Alle großen waren dort! Darauf ist sie auch mächtig stolz und das kann ich gut verstehen. Sie hat zwar noch nicht so viele große Verlage wie Rüdiger, aber das schafft sie bald, sagt sie.

Wisst ihr was? So was mach ich auch!

***

Habe ich damit Buchbloggern Unrecht getan ...? Ja? Dann überzeugt mich vom Gegenteil!

Kommentare   

 
#1 Ich kann es ja versuchen...Carmen 2014-02-19 13:52
... Dich vom Gegenteil zu überzeugen, ob es mir gelingen wird, kannst nur Du beurteilen.

Als Erstes muss ich Dir recht geben, dass ich bei manchen Buchbloggern auch das Gefühl habe, dass es nur darum geht, möglichst viele Bücher gratis zu bekommen. Aber ich denke, ich kann genauso gut behaupten, dass ich in dem einen Monat, seitdem es meinen Blog nun gibt, schon viele Blogger virtuell "kennengelernt" habe, denen es um das Selbe geht wie mir - nämlich einfach über Bücher zu schreiben!
Bücher sind für mich etwas Sensationelles und ich liebe es zu Lesen. Warum ich nun vor einem Monat einen eigenen (Bücher)Blog gestartet habe? Weil ich mir Austausch mit Gleichgesinnten gewünscht habe und ich habe wirklich das Gefühl, das habe ich auch gefunden. Es macht Spass sich auszutauschen und bei anderen zu stöbern, was sie gerade lesen.
Ich will ehrlich sein, ich habe auch schon ein Buch von einem kleinen Verlag bekommen zum Rezensieren und nehme an einigen Leserunden teil, wo man das Buch ja auch geschenkt bekommt. Natürlich ist das toll, keine Frage, aber geht es nur um das? Für mich eindeutig NEIN, aber da kann ich natürlich nicht für alle sprechen.

So, das war jetzt ein Mammutstext und ob ich Dich überzeugen konnte, weiss ich nicht, aber versuchen kann man es ja mal... :-)

Liebe Grüsse
Carmen
 
 
#2 Versuch gelungen :-)Martin 2014-02-19 16:55
Hallo Carmen,

so, wie du schreibst, dachte ich mir auch den Sinn eines Bücherblogs, blauäugig, wie ich zuerst an das Thema heranging. Wahrscheinlich war es schlichtweg Pech, dass meine ersten zehn Erfahrungen alle so waren, wie ich es in dem Beitrag beschrieb.
Umso mehr freuen mich deine Zeilen, dass es offensichtlich wirklich Pech war.

Dass man Bücher kostenlos bekommt, um sie zu rezensieren, das finde ich völlig in Ordnung und auch genauso vom Rezensenten, dieses Angebot anzunehmen. Schließlich hat ja jeder etwas davon. Worin ich allerdings den tieferen Sinn eines Leserblogs sehe, liegt genau darin, wie du es beschreibst: der Spaß, sich auszutauschen und zudem oft sogar die Gelegenheit zu haben, mit dem Autor selbst in Kontakt zu kommen.

Sicher ist es so, dass es auch bei Blogs schwarze Schafe gibt und - wie gesagt - bin ich genau in so einem Rudel dieser gelandet.

Es freut mich, dass es Blogs gibt, die den Sinn auch dem genannten Sinn sehen und freue mich über den Kontakt, der so zustande kam - und meine zurechtgerückte Sicht zu Bücherblogs ;-)

Liebe Grüße
Martin
 
 
#3 Da bin ich aber froh :-)Carmen 2014-02-19 17:01
Super, dass es geklappt hat und ich Dich gedanklich ein bisschen weg bringen konnte von dem Rudel schwarzer Schafe! :lol:

Liebe Grüsse
Carmen
 
 
#4 Lesen ist wie atmenDidonia 2014-03-17 13:52
Moin aus Ostfriesland, lieber Martin,

vom Gefühl her bin ich als Leseratte geboren. Das mal vorab :lol:

Anders als meine Blogpartnerin, bin ich keine Rezischreiberin, deshalb nenne ich meinen Blog nicht "Bücherblog", sondern Lesetagebuch. Das schreibe ich zu gerne. Mittlerweile aber nicht mehr über jedes Buch. Es muss mich einfach überkommen.

Aber auf Deine Mail wäre ich gespannt. Habe ich doch mit einigen Autoren auch schon die Erfahrung gemacht, dass sie einen anschreiben und sofort auf ihr Buch verweisen. Manche habe auf Freundschaftsanfragen verwiesen, die ich gar nicht gestellt habe, ist schon ulkig.

Wie Du bei Facebook den Kontakt mit mir aufgenommen hast (mit meinen Losschubladen; ich habe sie heute Vormittag übrigens noch gezählt :lol: ), das fand ich richtig toll.
Deshalb und auch, weil ich neugierig bin auf das, was es neben dem Mainstream noch gibt, werde ich bei euch öfter mal reinschauen. Einen Anfang habe ich ja schon gemacht.

Liebe Grüße
Didonia (Anne)
 
 
+1 #5 So ein MailMartin 2014-03-17 19:07
Hi Anne,

so ein Mail würde wohl Ähnlichkeit mit dem haben, was ich auf Facebook von mir gegeben habe. Ansonsten? Keine Ahnung, mal so, mal so, wie es eben gerade passt. Irgend etwas Individuelles gibt es doch immer, ne?

Eine Losschublade zum Beispiel hüpft einem schon sehr direkt an, hebt den Kopf, spitzt die Lippen, schließt kurz die Augen, um sie dann so weit aufzureißen, dass einem die Spucke wegbleibt: »Und? Cool, wa? Auch noch nicht gesehen, stimmts? Nicht gedacht, dass ich reden kann, was?« Dann würde sie vermutlich kichern. »Ja, guck mich nur an, ich bin einmalig, in meinen zwei Bäuchen - ha ha, auch noch nicht gesehen außer bei 'ner Kuh, was? - kullern hunderte Lose durcheinander. Nein, welche, das sag ich nicht, da wär ich doch ein schlechter Lostopf, nee, nee ...« Und schlapp-schlapp sind die beiden Laden zu. Ja und dann würde ich fragen, ob ich ein Los dazulegen dürfte. Dabei würde ich ganz nebenbei erwähnen, dass es das rosafarbene mit den grünen Streifen ist.

So vielleicht.

Viele Grüße
Martin
 

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