Hallo Walter, hallo Martin!
Herzlichen Dank für eure Antworten! Ob ihr es glaubt oder nicht: Ihr habt mir tatsächlich enorm weitergeholfen!
Walter, Du hast völlig recht: Die deutsche Version bleibt ja von der US-Version völlig unberührt. Die Geschichte wird also trotzdem genau so weiter existieren, wie ich sie ursprünglich geschrieben habe. Manchmal sieht man vor lauter Grübeln einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht. Auf diese Idee wäre ich in hundert Jahren wohl nicht gekommen.
Martin, Deine Antworten stecken jedes Mal voller Anregungen, es ist eine wahre Freude! Natürlich ist es richtig, dass Verlage einzig den Kosten-Nutzen-Faktor und die Zahlen sehen wollen, die unterm Strich bei einer Veröffentlichung herauskommen. Aber daran sind m.A.n. eine Handvoll alteingesessene, große Verlage schuld, die jeden "neuen" Autor mitleidig belächeln. Der Autor, sofern er nicht gerade King, Rowlings oder Ward heißt, bleibt dabei in irgendeiner Form auf der Strecke. Und natürlich kommen Lektoren in großen Verlagen kaum noch selbst zum lektorieren. Andererseits gibt es auch genügend "kleine" Verlage, in denen es noch ein wenig anders läuft.
Und ich glaube, es werden immer mehr, die den "großen" dann auch irgendwann die Autoren wegschnappen können.
Das Schlimmste, was meiner Erfahrung nach einem Autor passieren kann, ist, dass er sich verbiegt, um den Lektor zufriedenzustellen. Ich musste bereits einmal einen Charakter völlig umschreiben, weil er nicht den Geschmack des Lektors getroffen hat. Das Ergebnis war ein Buch, mit dem alle glücklich waren. Alle - außer mir. Gerade deshalb hat mir die "US-Lektoratsanweisung" solche Magenschmerzen verursacht. Man investiert gern Zeit und Kraft in eine Überarbeitung, aber sie sollte einem danach immer noch gefallen. Wie Du völlig richtig sagst, man muss man selbst bleiben und hinter seinem Baby stehen können, auch gegen den Mainstream. Oder gegen die Lektorenmeinung.
Sicher mag das Selfpublishing eine sehr gute Alternative sein, aber ich fürchte, gerade in den USA ist es schwer, in der Menge nicht unterzugehen. Es ist ja hierzulande schon eine Katastrophe, wenn man sieht, was alles bei amazon angeboten wird. Plötzlich meint jeder, der eine Tastatur bedienen kann, er sei Autor. Ob der Text nun von Rechtschreibfehlern wimmelt, Logik ein Fremdwort ist oder der ganze Plot hinten und vorn nicht passt - scheißegal, es wird formatiert und als Ebook verhökert. Nein, ich habe nichts gegen Selfpublisher, ganz im Gegenteil, ich habe großen Respekt vor den Autoren, die sich von vorn bis hinten selbst um ihr Baby kümmern, ganz ohne helfende Oma, sozusagen, die einem einen Teil der Arbeit abnimmt. Oder die eben in ihr Werk investieren und sich zumindest ein Korrektorat leisten. Ich rede hier nur von den Leuten, die "das" und "dass" nicht auseinanderhalten können, eine kans bärfägte Rächtschraipunk haben oder zu ultramoderner Sprache greifen, ey, Alda!
Deine Idee mit den Zusammenschlüssen von Autoren untereinander finde ich wunderbar und kann mir gut vorstellen, dass so etwas durchaus das Veröffentlichungsmodell der Zukunft werden kann. Das hätte auf jeden Fall Signalwirkung und wäre ein Schuss vor den Bug für die "allmächtigen" Verlage.
Nun, auch Du schlägst mir ja zuletzt vor, eine Version für mich - in dem Fall die deutsche Auflage - und eine angepasste Version für den US-Markt zu schreiben. Genau das werde ich auch machen.
Meine Geschichte gibt es ja schon, im Endeffekt habe ich das einfach nur nicht gesehen. Und vielleicht, ganz vielleicht, kann ich ja auch noch mit der Lektorin reden, damit ich nicht restlos alles von Bens Charakter streichen und umändern muss. Ich liebe diesen arroganten, soziopathischen Telepathen einfach viel zu sehr, so wie er ist, um das nicht wenigstens zu versuchen.
Nochmal ganz herzlichen Dank! Es ist einfach etwas ganz anderes, die Meinungen von werten Kollegen zu hören, als "nur" die von Familie und Freunden, die mit der Materie nicht vertraut sind und nicht nachvollziehen können, wie man sich bei solchen Entscheidungen fühlt.
Ganz liebe Grüße,
Lena