Jays Artikel möchte ich gerne zum Anlass nehmen, diese im Forum eben neu eröffnete Rubrik mit Leben zu füllen.
Jay, du sagst
»wenn Dich das Schreibenwollen umtreibt, dann wird das auch werden.« und sprichst anschließend etwas von einem eigenen diesbezüglichen Erlebnis. Danke für diese Anregung!
Heute laufen die Dinge anders, wollte ich gerade ansetzen, aber nein, das sieht nur so aus. Damals, so denke ich, waren es einige Wenige, die das Sagen hatten und damit die Möglichkeit des Aufs-Podest-Hebens oder In-den-Rinnstein-Schubsens. Wobei ich Podest und Rinnstein metaphorisch fürs Selbstbild sehe.
Heute gibt es diese wenigen Großen zunehmend weniger - klingt trotzdem besser als abnehmend - dafür werden die Rudel mehr durch Rudel-Rudel angeführt. Konkret: Schreibratgeber. Persönlich und aus Papier bzw. Bits. Durch die digitale Welt persönlich in riesigen Mengen, wenn man die ganzen Foren dazunimmt, die den Massen an Leuten die Möglichkeit geben, anhand der Geschichten anderer ihre Verbesserungslust zu leben. Das wird dann oft vice versa betrieben und es kommt mir ein wenig wie wilder Gruppenmasochismus vor. Die Fliehkraft dieses stürmischen Spiels spuckt dann in die Himmelsrichtungen aus:
a) Die mit dem dicken Fell. Sie nehmen Lob gelassen hin und Kritik nicht wahr; denn sie wissen, dass sie gut sind (meistens nur sie)
b) Die Weichhäutigen. Sie sind entsetzt, enttäuscht, desillusioniert und probieren es stattdessen mit Batiken
c) Die echten Masochisten. Sie bekommen alles um die Ohren gehauen und stürzen sich trotzdem mit der nächsten Gelegenheit wieder ins Massaker. Ändern tut sich wenig.
d) Die's ernst meinen. Das sind die, die du, Jay, angesprochen hast. Die an sich glauben und wissen, dass sie genau das machen möchten: schreiben. Die aber auch wissen, dass das Üben bedeutet, das dem fürs Klavierspiel nicht nachsteht.
Ich selbst zähle mich zu d. Und trotzdem ist die Verunsicherung ungeheuer. Es wird einem richtiggehend schwer gemacht, an sich zu glauben. Außer man landet einen Bestseller, aber Lotto nehme ich jetzt mal aus. Wem darf man trauen? Vertrauen? Kann überhaupt eine Person oder zwei oder zehn sagen, ob etwas ›gut‹ ist? Es kann doch genauso gut sein, dass man mit dem, was alle benasrümpfen, eine neue Ära einläutet. Wo kann man sich anlehnen? Ich glaube, dass nicht nur beim Schreiben die Zeiten des Anlehnenkönnens verblassen ...
Aber andererseits finde ich, dass die Verunsicherung auch was hat. Sie scheidet Weizen vom Spreu. Zwar überschwemmen die selbstpublizierten Titel der as - derer von a meine ich, hatte schon überlegt aas zu schreiben, um dem Wort-Laut nahezukommen - Amazonien aber das wird auch irgend etwas bewirken. Es zwingt dazu durchzuhalten. Zu lernen, besser zu werden, aber in einem eigenen Sinn in einem sich selbst gegenüber demütig-realsitischen.
Nicht einfach.
Aber ich glaube, es geht.