Anna Basener verfasste bisher hauptsächlich Groschenromane, doch "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" hat mit Heiler-Welt-Romantik wenig zu tun.
Das Cover, das nicht zufällig sehr an "Eve"-Zigaretten erinnert, sticht auf jeden Fall in's Auge und macht neugierig. Doch schon auf der ersten Seite fällt die Wortwahl auf. Hochdeutsch ist das sicher nicht. Und das ist auch gut so. Der Ruhrpott ist sogar in den Zeilenzwischenräumen beinahe schon plastisch greifbar und der Geruch von billigem Parfum steigt einem in die Nase.
Dieses Buch ist sicherlich nichts für alle, die auf Regenbögen tanzenden Einhörner bevorzugen, doch ist es auf seine ganz eigen Weise so charmant und liebevoll, dass ich es kaum beschreiben kann.
Zum Inhalt nur kurz ein paar Informationen, um die Spannung nicht zu nehmen.
Omma war mal Wirtschafterin im Hotel. Naja, eigentlich handelt es sich bei diesem Ruhrpott-Original eher um eine Puffmutter, aber das flüstere ich nur, um die Omma nicht zu verärgern. Das geht meist nicht gut. Sonst geht es mir wie dem Bestatter, der ihre beste Freundin Mitzi unter die Erde brachte, und sie schleudert mir Plastikblumen in's Gesicht. Ihre grellbunt manikürten, falschen Fingernägel möchte ich auch lieber nicht auf meiner empfindlichen Haut spüren. Eine Zigarette würde ich mit ihr aber gern mal rauchen, "Eve" natürlich.
Aber zurück zum Text. Mitzi ist tot. Mitzi war mehr als eine Freundin für die Omma und plötzlich war sie tot. Die beiden Damen führten zusammen eine ganz anständige Pension, nachdem der Puff ausbrannte und ohne Mitzi ist die Omma irgendwie nicht mehr komplett. Also packt sie kurzerhand ihre bunten Taschen und verlässt ihr geliebtes Essen. Omma geht nach Berlin, zu ihrer Enkeltochter, die eine Schlüpferkollektion entwerfen will und irgendwie gar nicht versteht, was da so vor sich geht mit der Omma. Aber sowohl Bianca als auch der Leser verstehen das alles an einem gewissen Punkt und werden immer wieder überrascht.
Meiner Meinung nach absolut empfehlenswert, aber sicher nicht jedermanns Sache.