Super, willkommen im Club! Ich kann Nr. 1 bis 10 voll bejahen. Wenn meine Frau für mich eine Überraschungsparty macht, ist das an meinem Geburtstag, wo ich mich (mehr oder weniger) drauf einstelle und sie auch weiss, was ich mag. Nr. 12 empfinde ich nicht speziell introvertiert-bezogen.
Ich stelle Euch jetzt eine Frage. Kennst Du diese Situation?
Du musst an ein Geschäftsmeeting, z.B. ein Networkingtreffen der nationalen Job-Agentur, bei der Du Stelleninserate aufgibst. Da heute alles online automatisiert läuft, kommst Du nicht in die Gefahr, Dich mit Mitarbeitern der Stellenbörse abgeben zu müssen. Jetzt aber ...
Du kommst am Versammlungsort an. Es ist ein wunderschön im Grünen gelegenes Restaurant mit bombastischer Aussicht auf die Alpen. Du musst aber erst mühsam Dein Auto parken, Dein Ticket tausend mal in den Fingern drehen, bis Du mit der Standseilbahn zum Lokal hochfahren kannst.
Im Bahnabteil starrst Du Leute an, die schlank, perfekt gekleidet, sich anscheinend kennen und gut gelaunt sind, drückst Deine Aktentasche auf Deinen Schoss und versuchst, zwischen den Mantelkrägen der Umstehenden einen Blick hinaus zu werfen.
Dann kommst Du oben an, steigst aus, weisst nicht, in welche Richtung Du gehen musst, schaust Dich nach den gut gelaunten, weltoffen parlierenden Mitnetworkern um, wo die hin laufen und trampelst mit der Herde mit.
Dann stehst Du beim Eingang an, um Dein Namensschild in Empfang zu nehmen, stehst hinter zwei wohl gebauten jungen Frauen (oder Männern, je nach dem), und wirst immer kleiner im Anzug.
Dann müssen alle Gäste vor einer Werbewand posieren und werden von einer eigens engagierten Fotografin abgelichtet. Um die beiden modelgleichen Frauen wird ein riesen Wirbel veranstaltet, Dich beachtet kaum jemand. Du kannst Dich nicht wirklich optimal präsentieren, kriegst einen roten Kopf und weisst hinterher, dass Du nicht so angestrengt verkniffen hättest dreinschauen sollen.
Dann gehts weiter hinter die Eingangstür. Massen von Leuten, die schon angeregt schwatzen, da und dort ein einsames Mauerblümchen, das unbeteiligt durch die Leute hindurch starrt und seine Aktentasche krampfhaft festhält. Spätestens jetzt realisierst Du, dass Du angestrengt niemanden anschaust und Deine Aktentasche krampfhaft locker festhältst.
Endlich, ENDLICH, kannst Du Dich setzen - hoffentlich ist noch ein Platz in der hinteren Hälfte am Rand frei - und die Veranstaltung beginnt. Jetzt kannst Du Dich entspannen, bis die da vorn zu Ende präsentiert haben und der Spiessrutenlauf von Neuem beginnt. Die Intensität nimmt zu, indem nun Verkaufsprofis wie Wölfe auf Schafe losgelassen werden, um den Opfern ihre Dienstleistungen anzudrehen.
Es gibt einen Stehlunch. Wohin mit der Aktentasche? Teller balancieren, Getränk nicht verschütten, fettige Finger ...
Weg, nur raus! Oha, Verabschiedung durch eine offiziell dreinblickende Blondine. Ob es mir gefallen hat? Ja, doch, sehr nett. Nur, leider, muss ich gehen ... noch einen Termin ...
Puh, beim Schreiben krieg ich glatt Schweissausbrüche.