Ein paar Worte zum Thema ›man soll‹
Da mittlerweile viele viele (
) tausend Menschen schreiben, hat sich Schreibratgeben als lukrativer Wirtschaftszweig herausgemausert. Und nicht wenige behaupten, dass gute Schreibe lernbar wäre. Am besten mit ihnen. Da die meisten Schreibenden das Bedürfnis haben, mit ihrem Geschriebenen zu Erfolg zu kommen, folgen sie gerne den Ratfängern ... ähm Rattengebern - ach verflixt, ihr wisst ja, was ich meine. Schreibenkönnen wird mittlerweile wie Führerscheinhaben gesehen - je mehr Kurse, desto besser. Man hat zu tun oder nicht zu tun, nicht zu wiederholen, Adjektive schief anzusehen, zu showen und sich vor dem Tellen zu hüten und viel, viel mehr ... Prima.
Was m.E. dabei vergessen wird, dass zwar Handwerk bei der Kunst unablässig ist und ja, show, don't tell und Adjektive bemisstrauen und Duden beratfragen, alles okay und wichtig und hilfreich.
Und trotzdem gibt es bei uns tief drinnen eine Instanz, die weiß, was stimmig ist und was nicht. Es gibt allerdings da drinnen eine zweite Instanz, die oft lauter schreit als diese feine, zarte, die weiß, wo's lang geht. Die zweite mosert gerne bockig »der Text ist aber gut«, wenn jemand Kritik anbringt. Oder sie beginnt zu rechtfertigen wie der Teufel, warum man das so oder so geschrieben hat. Mit einem Wort: Sie mag keine Kritik. Dieser Instanz sollten wir misstrauen und dafür lernen, die andere besser zu hören. Irgendwann gelingt es dann zu tanzen, Instanz eins im Arm, leichtfüßig und so professionell, dass wir gleichzeitig mit Instanz zwei plaudern können, ganz gelassen und doch aufmerksam.
Wenn wir das geschafft haben, auch wenn es nur ansatzweise der Fall ist, dann können wir auch spüren, wann Instanz zwei recht hat, wann Kritik angebracht ist, was den Text verbessern könnte. Nicht mit dem Kopf, sondern wir können spüren: ja, so soll es sein.
Den trotz allen Regeln ist Schreiben Kunst. Die Kunst Bilder zu schaffen, mehr noch, solche Bilder zu schaffen, dass andere sie mit ihrem persönlichen Bild-Dechiffrierer für sich als das Abgeschickte wiederzuerkennen können. Ja, ich weiß, dass man das leichter verständlich ausdrücken kann.
Aber ich will gerade nicht