In
ihrem Beitrag schrieb Samanter:
Wenn du das könntest wärst du ein absolutes Genie. Alle Regeln beherrschen und verstehen kann nämlich niemand, nicht einmal die die sie geschaffen haben. Deshalb gibt es auch so viele Regeln die sich untereinander widersprechen. "Viele Köche verderben den Brei." Für dieses Sprichwort gibt es wohl keinen besseren Beweis als die deutsche Rechtschreibung.
Keine Frage! Man kann nicht alle Regeln können/kennen/beherrschen, zumal es eben auch eine Menge Falschauslegungen oder einfach Unbedachtsamkeiten gibt. Es gibt im Duden Fehler und bei wirklichen Profis ebenfalls. Zum Glück gibt es aber Leute, die den Dingen auf den Grund gehen, wozu zum Beispiel
Belles Lettres gehören, die gnadenlos manchen Ratgeberprofi peinlichst auffliegen lassen. Es gibt auch Leute, die bei wirklich kniffligen Dingen auf den
Rat für deutsche Rechtschreibung zählen.
Ich schreibe das aber nicht aus sadistsicher Genugtuung heraus, ätsch sozusagen, sogar die kann man aufs Kreuz legen, sondern aus einem andern Grund. Natürlich ist bei der Rechtschreibung Wissen mit im Spiel. Was aber m.E. schwer unterschätzt wird, das ist das Sprachgefühl. Was ist Sprache denn?
Sprache ist das Verpacken eigener Bilder in die Transportvehikel der Worte mit dem Zweck, die gleichen Bilder beim Beobachter beim Auspacken entstehen zu lassen.
Wir denken nämlich in Gefühlsbildern. Da die Sprache ein ebenso organisch entwickelter Teil unseres Seins ist wie alles in der Natur, folgt sie dem, was unser Geist, also unser eigentliches Ich, ihr aufdrückt. Schönes Beispiel dafür ist die Spachentwicklung an sich, aber auch Dialekte und Sprachabteilungen wie die Juristensprache, Jugendsprache usw. Sie passt sich jeweils den zu transportierenden Bildern an.
Wenn es nun um Regeln und das Lernen geht, können wir diese Tatsache für uns nutzen, indem wir den Spieß umdrehen und nicht auf die Regeln das Augenmerk legen, sondern auf den Zweck der Sprache, den
Gefühlsbildertransport. Auf diese Weise erschließen sich uns manche ›Regeln‹ ganz automatisch. Zwei Beispiele:
1. Es waren tausende Soldaten. Auch wenn die Betonung auf tausende liegen mag, sind die Soldaten der Mittelpunkt und tausende das Beiwerk (klein).
2. Das Deppenleerzeichen. Renault Dauphine und Renault-Partner. Bei Getrenntschreibung ist die Betonung immer auf dem zweiten Wort, bei Zusammenschreibung auf dem ersten. Finis, ganz einfach - wenn man sich einmal mit dem Hintergrund beschäftigt hat.
Fazit: Einen großen Teil der Regeln, glaube ich, kann man hinterfragen und vor allem auch hinterfühlen. Irgendwie ist es ja unsere Muttersprache, denk ich ...
Liebe Grüße
Martin