Hi!
Nun habe ich die ganzen Beiträge gelesen, weil ich gerade eben von einem Thread zurückkam, bei dem es auch um die Absätze/Perspektiven ging.
Aber zuerst muss ich unbedingt etwas klären. Ein Verlag, der ein Manuskript verlangt, bei dem die Kapitel alle in etwas gleich lang sind, hat es nicht verdient Verlag genannt zu werden. Solche Aussagen werden hin und wieder von ganz besonders arroganten "Fachleuten" verwendet, um sich mühevolle Arbeit zu ersparen seine Ablehnung für das Manuskript nicht langwierig erklären zu müssen. Leider gibt es auch dort schwarze Schafe, die möglichst leicht ihr Geld verdienen wollen. Dass sie damit ganze Heerscharen von New-Autoren verunsichern, ist ihnen dabei egal, wenn sie denn überhaupt daran denken.
Nun zu den Absätzen.
Es gibt unzählige Möglichkeiten Absätze bzw. Kapiteleinteilungen als Mittel zu nutzen. Du kannst Absätze setzen um Perspektivwechsel anzuzeigen, Zeit- oder Ortsverschiebungen deutlich zu machen, Stimmungs- oder Tonwechsel sowohl bei den Protas als auch in der Umgebung herauszustreichen, Geschwindigkeiten in der Handlung abrupt zu bremsen, eine Aussage hervorzuheben oder Handlungsstränge zu trennen. Habe ich noch was vergessen? Gut möglich.
Wie stark ein Absatz ist (nur neue Zeile, mit Leerzeile, mit *** und Leerabsatz, mit neuem Seitenanfang etc.), hängt m. M. n. von drei Dingen ab.
1. Grundsätzliche Absatzgeflogenheiten
Bei Perspektivwechsel im Rahmen der grundsätzlichen Schreibperspektive (Ich-, personelle, auktoriale ...) immer mindestens einen Leerabsatz, besser ein neues Kapitel mit neuer Seite.
Bei kleinen Perspektivwechseln wie z. Bsp. neue Betrachtungsrichtung innerhalb der Szene, bei Zeit- und Ortssprüngen mindestens ein Zeilenumbruch.
Diese "Regeln" sind notwendig, um dem Leser ein Mindestmaß an Orientierung zu gewährleisten.
2. Eigene Einteilung der Handlung in unterschiedlich stark voneinander getrennte Abschnitte
Hier verwendet man Absätze auch nach mehr oder weniger strengen Regeln, die man aber selbst festlegt. Zum Beispiel: Immer ein neuer Tag beginnt, mache ich einen Leerabsatz. Immer wenn nur ein paar Minuten übersprungen werden, kommt nur ein Zeilenumbruch. Wenn es mehrere Stunden sind, kommt ein Zeilenumbruch mit Leerzeile, außer es hat ein neuer Tag begonnen.
Dieses Beispiel lässt sich auch auf Ortswechsel, Stimmungswechsel etc. anwenden.
Bei dieser selbst gewählten Einteilung ist es wichtig, sich erstens genau zu überlegen, ob die Absatzaufteilung dem Leser entgegenkommt, oder nur MEINER besseren Orientierung dient, zweitens, dass man sie das ganze Manuskript (bei mehreren Bänden sogar bis zum letzten Band) hindurch strickt einhält. Wie kreativ du bei deiner Wahl der Einteilungsregeln bist, bleibt hauptsächlich dir überlassen. Du wirst sehr schnell merken, was funktioniert und was nicht. Wenn du Romane liest, schau einfach wie die Autoren es machen. Beim Lesen und ausprobieren lernt man hier am besten.
3. Absätze als Stilmittel
Auch diese Einteilungen entscheidest grundsätzlich du selbst. Willst du eine bestimmte Aussage hervorheben? Wenn ja wie stark und zu welchem Zweck? Da gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Sie hier jetzt alle zu erklären wäre unmöglich. Das müsste man sich im Einzelnen anschauen.
Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht noch mehr verunsichert. Frag einfach, wenn du etwas nicht verstanden hast. Dafür sind wir ja da.
LG Sam