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THEMA: Schmelzwörter

Schmelzwörter 08 Nov 2015 19:40 #3629

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jedenfalls kenn ich sie unter diesem Namen.

Hallo zusammen,

mich würde interessieren, was ihr davon haltet.

Ich finde, manchmal klingt es merkwürdig wenn ich z.B.
'Er stieß sich sein Bein an dem Tisch'
'Der Ball fiel in das Wasser'

Vom Gefühl her, würd ich lieber schreiben:
'Er stieß sich sein Bein am Tisch'
'Der Ball fiel ins Wasser'

Klingt doch irgendwie lebendiger und nicht so gestelzt. Aber kommt das in einem Buch so gut?

Wie seht ihr das?
Liebe Grüße,
Kerstin
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Schmelzwörter 08 Nov 2015 19:55 #3630

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hallo Kerstin,

Schmelzwörter sind absolut kein Schmelskäse :)

Unbedingt verweden, dafür sind sie ja da. 'Der Ball fiel in das Wasser' klänge ja grauenhaft. Das ist was für Deutschlerner vor der Fließsprache.

Hast du irgendwo Gegenteiliges gehört? Wie kommst du auf die Idee?

Viele Grüße
Martin
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Schmelzwörter 08 Nov 2015 20:29 #3632

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Hallo Martin,

gerade bin ich dabei meinen Text zu überarbeiten, weil ich ein paar Szenen einschieben will um mehr Spannung und Gefühl zu erzeugen. Was soll ich sagen? Scheinbar hatte ich anfangs eine Abneigung oder sogar Angst vor diesen Schmelzwörtern.

'Als der Eimer in das Wasser fiel...' :blink:
Hab es jetzt mal so stehen lassen. Aber es kommen doch ein paar solcher Stellen zusammen und ich habe sie kurzerhand geändert, in der Hoffnung, dass der Leser einem das in einer Fantasygeschichte verzeiht.

Jetzt gerade fällt mir auf, was wohl mein Problem ist.
Meine Geschichte spielt im fiktiven Mittelalter, meine Figuren sprechen leicht mittelalterlich. Anfangs habe ich als Erzähler auch so geschrieben - jedoch sehr stark mittelalterlich.
Irgendwann habe ich überarbeitet und von hardcore auf softcore umgeschrieben, weil ich finde, es liest sich so viel leichter.
Wahrscheinlich oder vielleicht sind Überbleibsel.

Hab ja schon mehrfach erwähnt, dass ich keine Testleser habe. Mein Mann meinte jedenfalls, es klänge ohne Schmelzwörter nicht schlimm. Mir hat sich aber der Magen rumgedreht. Deshalb meine Frage. :)

Ich bin froh, dass du geschrieben hast "unbedingt verwenden" und ich bin froh, dass man die Möglichkeit hat zu überarbeiten.
Liebe Grüße,
Kerstin
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Schmelzwörter 08 Nov 2015 21:20 #3635

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Für eine Überarbeitung empfehle ich dir in Patchwork Szenencheck und Szenentypen (Hauptmenü > 'Bearbeiten' > 'Szenencheck und -typ bearbeiten' )! Damit hast du zwei Fliegen auf einen Schlag: Du kannst jede Szene checken, ob du nicht was übersehen hast und abhaken und du bekommst durch die Szenentypen eine Spannungskurve. Auf diese Aweise siehst du genau, wo was zu viel oder zu wenig ist.

Trotz dem Bemühen nach einer sauberen Sprache, sollte es nie gestelztz klingen. Kein Mensch sagt in das Wasser, als Erzähler nicht (holpert) und in der direkten Rede schon gar nicht.

Liebe Grüße
Martin
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Schmelzwörter 08 Nov 2015 22:17 #3641

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Oh, ich werde gleich mal ins Hauptmenü gehen. Spannungskurve klingt vielversprechend.

Ich schätze ohne den ein oder anderen Tipp, würde ich Patchwork nicht in vollem Umfang nutzen. Danke. :)
Liebe Grüße,
Kerstin
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Schmelzwörter 09 Nov 2015 00:25 #3645

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Hallo Kerstin,

ich bin ein Verfechter, der Wörter wie *ins/ans etc.* im reinen Erzähltext nicht mag. Für mich ist es Umgangssprache, die im Erzähltext nichts verloren hat. Bei einem Dialog dagegen ist es für mich in Ordnung.
'Er stieß sich sein Bein am Tisch'

Vom *am* her gesehen, wäre der Satz für mich in Ordnung. Eher würde ich das *sein* bemeckern ;) Wessen Bein soll er sich sonst stoßen, wenn es nicht *sein*es ist?
*Er stieß sich das Bein am Tisch*
Liebe Grüße

Sheila
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Schmelzwörter 09 Nov 2015 10:58 #3646

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Da kann ich nicht widersprechen. :D
Liebe Grüße,
Kerstin
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Schmelzwörter 09 Nov 2015 11:52 #3648

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Sheila schrieb:
Eher würde ich das *sein* bemeckern ;) Wessen Bein soll er sich sonst stoßen, wenn es nicht *sein*es ist?
*Er stieß sich das Bein am Tisch*
Genau. Da würde man nämlich sagen »Er stieß ihm das Bein am Tisch« ^^

Bei näherem Nachdenken, komme ich zu der Ansicht - oder zur Ansicht? - dass man nicht so oder so sagen kann. »Er warf den Stein in das Wasser« - na frage nicht, da sind wir aber sehr literarisch unterwegs - das streich ich jedem raus. Bei der Ansicht wirkt das Schmelzen etwas schludrig. Ich denke, dass man auch diesbezüglich sein Sprachgefühl kultivieren muss. Ach ja, bei der Erzählstimme geht sowas nicht: Hier bin ich, auch wenn es der Erzähler ist, der Ansicht, dass man durchaus den Protagonisten oder die Zeit hören darf. Natürlich nicht so wie in der direkten Rede, aber ich finde auch das einen Kunstgrif, der letztlich dem Leser dient.

Wie hat der Fendrich gsagt? Nix is fix :-)

Liebe Grüße
Martin
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