Hallo zusammen,
ich bin irritiert. Als ich angefangen habe zu schreiben, war die erste Lektion, die ich gelernt habe: Saubere Trennung der Perspektiven. Alles klar. War und ist einleuchtend. Im Laufe der Jahre habe ich mich daran gewöhnt, mich in einem Kapitel auf eine Perspektive zu beschränken. Manchmal wandle ich an der Grenze, bemühe mich aber, sie nicht zu überschreiten und bei einer Person zu bleiben.
Meist beschränke ich mich auf zwei, drei Perspektiventräger. Bei der 'Trias' sind es aktuell doch einige mehr, da das aber eine ganze Reihe Romane werden soll, denke ich, das ist vertretbar.
Jetzt lese ich aber einen Roman, der mich in dieser Hinsicht wirklich überfordert. Es geht hin und her, drunter und drüber. Zwei Seiten diese Perspektive, ein Absatz jene und dann wieder mit Vollgas zur nächsten. In einem Kapitel wohlgemerkt. Aber immerhin, meist durch Absätze getrennt. Die Anzahl der Perspektiventräger habe ich aufgegeben zu zählen - bei Seite 170.
Jetzt fällt mir vermehrt auf, dass die Autorin innerhalb weniger Sätze die Perspektive wechselt. Da denkt beispielsweise Prota A an ihre bevorstehende Reise nach England, im nächsten Satz stürzt sich Prota B in England in die Vorbereitungen für den erwarteten Besuch. Kein Absatz, keine neue Zeile.
Wird die Einhaltung der Perspektive also überbewertet? Oder ist es die große Kunst, den Wechsel so einzuflechten, dass es ein nichtschreibender Leser es vielleicht gar nicht bemerkt? Was denkt ihr?
Liebe Grüße
Kerstin