Hallo Martin,
dieser Satz macht mich hellhörig:
MartinFischerAutor schrieb:
Doch einige Szenen gebe ich anderen Figuren.
Das klingt für mich nach willkürlicher Zuteilung von POVs an mal die, mal die Figur. So nach dem Motto ›Ups, der hatte ja noch gar keine Szene, der bekommt jetzt auch noch schnell eine.‹
Ich weiß nicht, wie es anderen dabei geht, doch mir fällt während des Schreibens auf, dass
die Geshichte den POV fordert. Komme ich dieser Forderung nicht nach, wird die ganze Sache holprig.
Auf jeden Fall sollte man eine Linie durchziehen. Ist es Pingpong, dann immer Pingpong. Ist es eine POV, dann sollte auch das so bleiben. Bei meiner aktuellen Geschichte hatte ich auch das Problem: Im zweiten Teil kam ein Protagonist zum Zug und nur dazwischen drei Szenen hintereinander ein anderer. Das spürte sich hakelig an. Ich spürte mich rein und bemerkte, dass weiter hinten noch ein Anker fehlte und tatsächlich sollte dort noch einmal der andere zu Wort kommen.
Was ich gar nicht gut finde, wenn 90% ein Strang hat und die restlichen 10% sich drei Figuren aufteilen. Das verwirrt den Leser nur.
Auch ist die Gefahr der Spannungsverwässerung bei mehreren Strängen groß.
Natürlich kommt es auf die Geschichte an. Es gibt Krimis, wo fünf Leute in einen Zug oder ein Schloss gesperrt sind und sich die Frage nach dem Täter stellt. Da gibt es natürlich vermutlich auch fünf Stränge, allerdings ziemlich gleichgewichtet.
Bei einer Liebesgeschichte hingegen gibt es üblicherweise zwei Protagonisten, also auch zwei Stränge - oder gar nur einen. Die Gewixchtung muss nicht gleich sein, sondern richtet sich danach, wer die zentrale Figur in der Geschichte ist.
Bei willkürlicher Verteilung steigt in mir der Verdacht auf, dass die Geschichte rein geplant und mit dem Kopf geschrieben ist anstatt mit dem Herz. Der Plot mag wichtig sein. Letztlich geht es aber primär um Gefühle, die transportiert werden.
Viele Grüße
Martin