Der Wert von Lesungen wird gerne unterschätzt, vor allem dann, wenn man vom Schreiben leben möchte. Lesungen sind weniger Werbeeffekt, sondern vielmehr konkrete Arbeit, mit der man durchaus etwas verdienen kann.

Was zu Lesungen zu beachten ist, hat das Literaturcafé in einem Artikel übersichtlich zusammengefasst. Lesenswert und vielleicht sogar selbstwertgefühlsteigernd.

Lesungen sind harte Arbeit und es will gelernt sein - zu lesen, Fragen zu beantworten, sich auf das Publikum einzustellen und doch mit dem eigenen Spannungsbogen die Lesung zu gestalten.
Lesung ist Teil des Geldverdienens, Teil der Werbung, des Präsentwerdens, aber auch eine der wenigen Möglichkeiten öffentlich zu sein, mit Lesern in Kontakt zu kommen. Das ist alles nicht zu unterschätzen, aber es gibt auch andere Wege und es gibt nicht wenige, die nicht lesen, die schreiben und arbeiten ohne nach draußen zu gehen. Zu beidem braucht es eine Portion Kraft und Leidenschaft, finde ich.
Jay

Jay, darf ich Dich/Sie? etwas fragen?
Für mich wäre es interessant zu wissen, ob ein/e Autorin/Autor eine Lesung in größerem Rahmen abhalten sollte, bevor der Roman überhaupt erschienen ist? Und der Erscheinungstermin erst für die Frankfurter Buchmesse vorgesehen ist. Wir haben darüber Kontrovers diskutiert.

Liebe Grüße
Linda

Der Verlag müsste normalerweise das begrüßen, die Autorin sowieso - was soll dagegen sprechen, alles dafür. Ich vermut das Argument dagegen ist: Ja, aber das Publikum kann den Roman ja nicht kaufen, je nach Verlag könnten die Leute suskribieren. Der Gewinn wäre immer Aufmerksamkeit, langsame Etablierung eines Verlages, einer Autorin.
Liebe Grüße
Jay

Danke Jay, für die Antwort.

Ja der Verlag, die Autorin und wir zwei Schreiberlinge fanden dieses Vorgehen sehr gut. Nur die Leser in unserem Umkreis und das waren immerhin mehr als 10, fanden es sehr merkwürdig und lehnten ein solches Vorgehen rundherum ab. Sie meinten, die Zeit bis zum Herbst sei viel zu lang und das Interesse an dem Buch war mehr oder weniger gleich nach der Lesung verpufft.

Liebe Grüße
Linda

Liebe Linda,
diese zehn wirst Du überleben, der Verlag auch. Es gibt ein paar Möglichkeiten, das Interesse wachzuhalten: Facebook allemal, der Verlag in seiner Darstellung und Du bist alive.
Klar, es gibt tausendundeins Angebote, aber steh das durch, sei präsent mit Deiner Litereratur.
Hej hej liebe Grüße Jay

Ich hätte da auch einmal eine Frage. Gott, wenn das so einfach wäre. Wie sage ich es jetzt am besten? Okay, ich frage einfach gerade heraus und hoffe, dass man mich nicht bis in die Steinzeit auslachen wird.

Gibt es Autoren die auch Lesungen für ihre Erotikromane abhalten? Und wenn ja, wo?

LG Sam

Liebe Jay,

die lesende Autorin war ich leider nicht! Ich saß als "Verteidigerin" neben den 10 Kritikern. Soviel Mut brächte ich gar nicht auf

Liebe Grüße
Linda

Als Verteidigerin? Dann waren die geladenen Autoren wohl nicht sehr kritikfähig, oder? Ich wusste gar nicht, dass man als Kritiker auch Bodygards braucht, um sich gegen durchgeknallte Autoren wehren zu können.

Ja, Mut! Das ist genau die Frage. Gibt es Autoren die diesen Mut haben. Oder ist es sogar die Regel? Oder gehört es zu den Tabus der Branche einen Erotikroman in einer Lesung vorzustellen? Ist es vielleicht schon üblich nur lässt man die brisanteren Szenen dann aus oder geht man aufs Ganze und beweist kompromislose Offenheit? Wenn ja, was macht das mit dem Ansehen des Autors?

LG Sam

eine Kollegin hält Lesungen ab und verkauft auch Streams. Naja es gibt ja noch andere Veranstaltungsorte als eine strenge Buchhandlung
Liebe Grüße Jay

Du meinst mit ihren Erotikromanen? Ich will gar nicht fragen, wie die Streams aussehen.
Nein, eine Buchhandlung ist wohl nicht das richtige Ambiente für Erotik. Aber beispielsweise ein Restaurant oder ein Hotel in abgeschirmter Athmosphäre. Und es müssen ja auch nicht die wirklich sexuellen Szenen vorgelesen werden. Man könnte sie einfach während des Lesens übergangslos auslassen.

Aber was rede ich hier. Mein Manuskript ist noch nicht einmal fertig, geschweige denn verkauft.

LG Sam

Erotik ist doch überall. Die Streams sind wunderbar, poetisch, ein rotes Sofa, auf dem sie andere Kolleginnen interviewt. Wieso abgeschirmt? Also die Literatur ist doch voll mit Sex und Crime, Erotik usw. Sicher - konzentriert als Genre noch einmal was anderes, aber da smuss sich doch nicht verstecken. An der Uni schaue ich unentwegt in die unerotischen Poritzen von Studenten und in die immer noch von Kleidung weit befreiten Brüsten mancher Studentinne. Ich sagen dann immer: das nächste Mal angezogen, da sist für alle viel erotischer.
Liebe Grüße Jay

Nun ja, ein rotes Sofa auf dem man mit poetischen Worten über die nackten Tatsachen redet, ist dann doch noch etwas anderes als ich im Kopf hatte. Das ist eher eine öffenlichkeitstaugliche, stark abgeschwächte Form dessen, was in einem Erotikroman tatsächlich beschrieben steht.

Natürlich hast du Recht, wenn du sagst Erotik gibt es überall und Sex ist heute in aller Munde. Aber es ist eben doch ein Unterschied, ob du eine Sexszene in einem Actionfilm o. ä. siehst oder ob du tatsächlich "die nackten Tatsachen" auf den Tisch packst. Wenn auch Erotik für mich nicht gleich Pornografie ist, enthält ein Erotikroman Pornografie. Verstecken muss man sich sicher auch nicht damit, aber es ist auch nicht so "normal", dass es für eine öffentliche Veranstaltung taugt.

Hast du schon einmal einen Erotikroman gelesen? Wenn ja, dann erstaunt mich deine Offenheit. Das ist m. E. n. bewundernswert aber auch außergewöhnlich.

Genau da meine ich ist der Unterschied zwischen Pornografie und Erotik. Erotik soll keine Fantasie vorgeben, sondern sie anregen. Pornografie ist dagegen eher die reine Darstellung des Aktes. Leider oft auch rein männlich geprägt. Es ist ja bekannt, dass Männer hauptsächlich optisch und "geradlienig" orientiert sind, Frauen dagegen eher geistig. (Das soll jetzt keine Abwertung unserer männlichen Fans sein. Es ist einfach eine wissenschaftlich fundierte Tatsache.)
Es gibt sogar einen Trend, der sich zur Zeit durchzusetzen versucht, nach dem vermehrt Frauen Pornofilme produzieren und damit wesentlich mehr Erfolg haben als Männer, weil sie mehr geistig, psychologisch und esthetisch dabei vorgehen. Sie gehen viel mehr auf winzige Details die Fantasien anregen ein, anstatt nur den Akt darzustellen. Mann sollte es nicht glauben, aber das gefällt sogar Männern viel mehr, als herkömmliche Männer-Pornografie.

Aber zurück zu meiner Frage, ob man einen Erotikroman (mit pornografischen Szenen) öffentlich vorlesen kann.
Ja man könnte. Schließlich wird bei Erotikmessen Pornografie auch offen angeboten und gezeigt, ja sogar erklärt und laut angepriesen. Aber eine Lesung ist nun mal keine Erotikmesse. Aber wie mache ich das den Teilnehmern im Vorfeld klar und wie weit kann ich gehen? Wo ist die Grenze an der sich der aufgeschlossene Durchschnittsbürger moralisch angegriffen und affektiert fühlt, wenn er auch zuhause im Schlafzimmer solche Romane liest. Es laut zu hören in Anwesenheit Vieler, ist noch etwas anderes.
Ich gehe nicht davon aus, dass zu solchen Lesungen nur Swinger, Partnertauschbegeisterte oder Sexklubfans kommen. Hausfrau und co. mögen ja offene Fantasien haben und auch offen mit ihrer Sexualität umgehen. Aber öffentlich erregt sein, geht für sie wahrscheinlich nicht.

Vielleicht muss man einen Mittelweg finden. Zunächst den Teilnehmerkreis einschränken, z. Bsp. nach Alter, und im Vorfeld möglichst genau erklären, was auf ihn zukommt. Dann die ganz harten Szenen auslassen und nur die schon genug obzönen Zwischentöne lesen. Ich glaube das ist sowohl für den Autor als auch für die Zuhörer schon Herausforderung genug.

LG Sam

Um mit Martin zu sprechen, vielleicht schreiben wir doch von zwei verschiedenen Dingen: einerseits von Literatur, mit Leben, Sex und Crime (und da gibt es ja viel Prosa mit ausschweifenden Sexdarstellungen) und von einer Hardcorepornografie, die sich verkauft, aber andere Masstäbe hat und auch eine Zielgruppe, die vielleicht wirklich nicht zu Lesungen geht.
Und dann fehlt mir das Verstehen für die öffentliche Aufregung, also öffentlich erregt sein oder werden durch eine Lesung? Hm. Gehört Gebrauchpornografie in eine Lesung? Irgendwas ist da noch durcheinander.

Liebe Grüße Jay

Hallo Jay!

Entschuldige, dass ich erst jetzt antworte. Habe im Moment sehr viel um die Ohren.

Ich glaube schon, dass wir von Ein und dem Selben reden. Es ist ein Roman mit Leben, Sex und Crime. Wahrscheinlich sehe ich das wirklich nur viel zu eng und solche Literatur ist viel öffentlichkeitstauglicher als ich denke.

Wo genau fängt deiner Meinung nach Pornografie / Hardcorepornografie an? Ich dachte dazu gehören auch, wenn auch nicht unbedingt "perverse" aber dennoch eindeutige Sexszenen in denen die Dinge beim Namen genannt werden. Oder macht die Menge den Unterschied? Es sind ja nur einzelne Szenen die im Verhältnis zum ganzen Roman nur insgesamt höchstens 20% ausmachen.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Autor Sexszenen in der Öffentlichkeit vorliest. Aber vielleicht hast du Recht, und es wird schon hundertfach getan und nur ich bin so prüde.

LG Sam